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"Verräter der Arbeiterbewegung an den Pranger"

Von Brigitte Pechar

Politik

Elsner hat 2000 Pensionsabfertigung von 93 Millionen Schilling kassiert. | Gusenbauer und Bawag schalten Justiz ein. | ÖGB-Funktionär fordert Untersuchung gegen alle damaligen Aufsichtsräte. | Wien. Der ehemalige Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner hat bereits im Jahr 2000 von der Bank 93 Millionen Schilling (6,76 Millionen Euro) als Pensionsabfertigung erhalten, bestätigte ein Bawag-Sprecher am Mittwoch einen diesbezüglichen Bericht von "News". Diese Summe enthalte Elsners kapitalisierte Pensionsansprüche für ihn selbst sowie eine allfällige Witwenpension für seine zweite Ehefrau Ruth. Bisher war von einer Pensionsabfindung in Höhe von etwa 3,3 bis 3,6 Millionen Euro berichtet worden.


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Der damalige Generaldirektor hat sich die Auszahlung noch vor seinem Ausscheiden aus der Bank aus steuerlichen Gründen auszahlen lassen. Der jetzige Vorstand hat bereits den Rechtsanwalt beauftragt, bis spätestens Freitag eine Schadenersatzklage gegen Elsner einzubringen.

Nicht nur die Bank, sondern auch die SPÖ leitet rechtliche Schritte ein. In einer Sachverhaltsdarstellung von Alfred Gusenbauer an die Staatsanwaltschaft und die Oberstaatsanwaltschaft heißt es, man möge "in aller Schärfe" prüfen, wer diese "ungeheuerlichen Zahlungen" beschlossen hat und gegen die Verantwortlichen und Elsner Vorerhebungen "wegen des Verdachts eines deliktischen Verhaltens (§ 153 StGB, Verdacht der schweren Untreue) zu Lasten der Bawag und in der Folge des ÖGB und seiner Mitglieder einzuleiten."

Solchen Aufsichtsrat braucht niemand

http://www.wienerzeitung.at/Images/2006/6/8/948_008_162268_080604grafi.png Während Gusenbauer die Zahlungen in "unvorstellbarer Größenordnung" verurteilte, wurde der Zentralsekretär der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier (DJP), Gerhard Hennerbichler, deutlicher: "Die Verräter der Arbeiterbewegung gehören an den Pranger." All jene, die damals am Werk gewesen seien, hätten "unsere Ideale, Ehre, Ziele und Würde zur Gänze verraten und verkauft", sagte er zur "Wiener Zeitung". Für ihn ist es völlig unvorstellbar, dass Elsner sich das Geld selbst genehmigt hat und dass darüber nur ein bis zwei Leute wussten. Auf die Frage, wer vielleicht darüber Bescheid gewusst haben könnte, sagte Hennerbichler, da müsse man sich den damaligen Vorstand (Foto) und Aufsichtsrat anschauen (Tabelle nebenan). "Da hat das gesamte System versagt." Für ihn ist es auch völlig unvorstellbar, dass "jene, die damals am Werk gewesen waren, noch immer tätig sind". Die Staatsanwaltschaft solle sich der Verdächtigen annehmen. "Solche Aufsichtsratsmitglieder brauche ich nicht. Das ist ein Hulahup-Verein", macht Hennerbichler seinem Ärger Luft.

Bittner für Verkauf der Bawag ans Ausland

Ein Verkauf der Bawag sei für den ÖGB dringend notwendig, sagte unterdessen DJP-Vorsitzender Franz Bittner. Nach seiner Schätzung könne das zwei bis drei Milliarden bringen. Für Bittner wäre ein Käufer aus dem Ausland zu bevorzugen, weil dadurch die Arbeitsplätze der Bank besser gesichert seien. Seite 25