Größer hätte der Kontrast nicht sein können zwischen der TV-"Pressestunde" vor acht Tagen und der von diesem Sonntag. Bei Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hatte man den Eindruck, dass sie sich um sachliche Lösungen innerhalb der Koalition bemüht, wobei sie immer wieder die positive Zusammenarbeit mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied hervorhob und sich mit ihrem Eintreten etwa für die "Bildungsentscheidung" erst mit 14 Jahren so gar nicht auf der ÖVP-Linie bewegte.
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Die Unterrichtsministerin hingegen propagierte nicht nur die starre SPÖ-Parteilinie, sondern nützte ihren Fernsehauftritt obendrein wiederholt auch zu Attacken auf den Koalitionspartner. Die
beiden Ministerinnen haben eben verschiedene Zugänge zur Politikgestaltung.
Wobei allerdings die Frage ist, ob nicht doch partnerschaftliches Bemühen um Kompromisse eher zu konkreten Ergebnissen führt als vorgezogene Wahlkampfrhetorik. Schmied antwortete eloquent mit sattsam bekannten Stehsätzen auf die Fragen von Brigitte Handlos (ORF) und Eva Weissenberger ("Kleine Zeitung"), wobei sie die schärferen vor allem der Printjournalistin mit altbekannten Tricks ("Das ist eine gute Frage") abzufedern versuchte. So haben wenige Zuschauer leider nicht viel Neues erfahren.
Möglicherweise konnten sie sich aber amüsieren oder ärgern über einen Rückfall in die TV-Steinzeit, in der das Insert noch nicht erfunden war: Brigitte Handlos wachelte hilflos mit einer Grafik nach einer Kamera, die dann ein Blatt Papier zeigte, auf dem rein gar nichts zu erkennen war.