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Versicherer drohen mit Abwandern

Von Karl Leban

Wirtschaft

Konzern-Zentralen könnten ins Ausland verlagert werden. | Knapp 2 Prozent Prämienplus 2007. | Wien. Österreichs Versicherer beklagen massive Nachteile im Wettbewerb mit ihren ausländischen Konkurrenten. Konkret geht es um die gesetzlich verpflichtenden Rückstellungen für den Ausgleich hoher Schwankungen im Schadenverlauf. Schwankungsrückstellungen dürfen nicht den Eigenmitteln in der Bilanz angerechnet werden. "Außer in Österreich gibt es das nirgends", betonte Verbandschef Herbert Fichta am Mittwoch in einer Pressekonferenz.


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Durch die derzeitige Regelung sieht sich die Branche in ihrem Wachstum gebremst - vor allem in Osteuropa, wo heimische Assekuranzen breit aufgestellt sind. Wie bei Banken muss Wachstum auch bei Versicherungen ausreichend mit Eigenmitteln unterlegt sein. Würden die Schwankungsrückstellungen künftig als Eigenmittel anerkannt, hätten Österreichs Versicherer größeren Spielraum für die weitere Expansion. Bei den großen international tätigen Gesellschaften (wie Wiener Städtische, Uniqa oder Generali) geht es hier um bis zu 600 Mio. Euro.

"Eine Zulassung dieser Eigenmittelanrechnung würde die Republik keinen einzigen Cent kosten", so Fichta. Er sieht nun den Gesetzgeber gefordert, "rasch - noch heuer - und unbürokratisch zu reagieren". Andernfalls könnten Konzern-Zentralen aus Österreich abgezogen und ins benachbarte Ausland verlagert werden, so die unverhohlene Drohung der Branche.

"Wenn man nicht will, dass wir in Österreich Steuern zahlen, machen wir das gern auch im Ausland", sagte Städtische-General Günter Geyer. Erst vor wenigen Tagen hat die Städtische die Gründung einer Rückversicherungstochter in Prag bekanntgegeben.

"Österreich keine Insel"

Unmissverständlich äußerte sich auch Uniqa-Chef Konstantin Klien: "Österreich ist in Europa keine Insel. Wenn ein Konzern international arbeitet, sind internationale Bedingungen nötig." Einen Standort könne man sehr rasch verlegen, sagte Generali-Österreich-Chef Luciano Ciriná. Der Generali-Konzern hat seine Osteuropa-Holding in Wien im Vorjahr aufgelöst und in Prag eine neue aufgezogen.

Ein ernstes Anliegen ist der heimischen Branche auch die Wahlfreiheit für Konsumenten bei der Vorsorge - nämlich ohne steuerlichen Nachteil von einer betrieblichen Pensionskasse in eine Rentenversicherung wechseln zu können. Derzeit ist ein Wechsel auf die sichere Seite nicht möglich. Wegen der relativ hohen Aktienquote gibt es bei Pensionskassen in der Performance zum Teil starke Schwankungen.

Rein geschäftlich lief es für die österreichische Versicherungswirtschaft im vorigen Jahr nicht gerade brüllend . Wegen starker Rückgänge bei Einmalerlägen in der Lebenssparte wuchsen die Gesamt-Prämieneinnahmen nur um 1,9 Prozent auf 15,9 Mrd. Euro ( siehe Grafik ). In der Lebensversicherung gab es ein hauchdünnes Plus von 0,4 Prozent auf 7,2 Mrd. Euro. Für heuer rechnet die Branche erneut mit einem nur mageren Anstieg um 1,9 Prozent bei den Gesamt-Prämien.