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Versichert im eigenen Haus: BP muss alles selbst zahlen

Von Ronald Schönhuber

Wirtschaft

Obwohl die Kosten der Öl-Bekämpfung in die Milliarden gehen, bleibt BP profitabel. | London. Die Summen wirken gewaltig. 6,5 Millionen Dollar kostet Beyond Petroleum (BP) der Einsatz gegen den Ölteppich jeden Tag. Bis zu 7 Milliarden Dollar wird der britische Mineralölkonzern zusätzlich in die Hand nehmen müssen, um die Reinigung der verschmutzten Küsten bewältigen zu können. Und dann stehen noch jene geschätzten 5,5 Milliarden Dollar im Raum, mit denen wohl Tourismus und Fischerei für ihre Verluste entschädigt werden müssen.


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BP ist für solche Fälle versichert. "Ohne finanzielles Limit", wie seitens des Konzerns gerne betont wird. Der Versicherer, Jupiter Insurance LTD, gehört allerdings BP selbst. "Durch die Größe des Konzerns sind wir in der Lage, das im Haus zu bewältigen. Wir machen das mittlerweile seit rund 15 Jahren und es hat sich für den Konzern als der kosteneffizienteste Weg herausgestellt", sagt Robert Wine, Sprecher im BP-Hauptquartier in London, gegenüber der "Wiener Zeitung".

"BP-Aktien jetzt kaufen"

Das Risiko wird allerdings von Jupiter allein getragen. Die sonst im Versicherungsgeschäft üblichen Verträge mit Rückversicherungsgesellschaften existieren hier nicht. Folglich müsste auch BP selbst in die Bresche springen, wenn die derzeitige Öl-Katastrophe die finanziellen Limits von Jupiter sprengt. Letztendlich sei es aber egal, zu welchem Prozentwert Jupiter für die Kosten aufkommen könne, sagt Wine, "denn im Endeffekt bleibt ja alles innerhalb der BP-Gruppe".

Trotz alldem gehen Analysten aber nicht davon aus, dass die Haftungen BP allzu sehr ins Trudeln bringen werden. Trotz einer Talfahrt der BP-Aktien ist der Börsenwert des Konzerns mit 23 Milliarden Dollar noch fast doppelt so hoch wie die geschätzte Gesamtschadenssumme von 12,5 Milliarden Dollar. Allein im ersten Quartal 2010 machte der Konzern zudem 5,65 Milliarden Dollar Gewinn, im Gesamtjahr dürfte der Konzern einen zweistelligen Milliardengewinn erzielen. Und ähnlich wie bei der "Exxon Valdez"-Katastrophe werden die Schadenersatzforderungen BP nicht sofort mit voller Wucht, sondern über viele Jahre verteilt treffen. Im Fall des 1989 havarierten Supertankers waren wesentliche Verfahren erst nach zwanzig Jahren abgeschlossen.

Die US-Banken Goldman Sachs und Citigroup rieten laut der Tageszeitung "Die Welt" sogar dazu, jetzt BP-Aktien zu kaufen. Die Reaktion der Aktionäre, die die BP-Papiere auf Talfahrt geschickt hatten, sei "übertrieben" gewesen, heißt es in einem Goldman-Analystenbericht.