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Versichert leben

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Gesetzliche Änderungen führen zu Einbrüchen bei Lebensversicherungen, aber die Branche will ein neues Geschäftsfeld eröffnen: die Zukunftsvorsorge.


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Die Prämieneinnahmen der Versicherungswirtschaft bei Einmal-Erlägen für Lebensversicherungen gingen im vergangenen Jahr um 32,2 Prozent zurück. Das heißt, dass deutlich weniger Menschen als noch 2010 einmalig einen hohen Betrag eingezahlt haben, um sich in eine Lebensversicherung einzukaufen.

Im weitaus größeren Geschäftsfeld in dieser Sparte, bei den laufenden Prämien, wo regelmäßig kleine Beträge eingezahlt werden, gab es hingegen ein Plus von 1,6 Prozent.

Laut Louis Norman-Audenhove, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO, ist der Einbruch bei der Einmalzahlung in eine Lebensversicherung "ausschließlich" auf das Budgetbegleitgesetz 2011 zurückzuführen.

Seit Jahresbeginn 2011 gilt eine Mindestlaufzeit von 15 Jahren (statt 10 Jahren), damit eine Steuerbegünstigung von 4 Prozent (statt 11 Prozent) für den Einmalerlag in Kraft tritt. "Diese Änderung betrifft besonders Menschen, die knapp vor der Pension stehen", so Norman-Audenhove. Diese nutzen gerne die Möglichkeit eines Einmalerlags, um in der Pension eine Auszahlung aus der Lebensversicherung zu erhalten.

In diesem Alter schließe man für sich selbst aber keine Lebensversicherung mit einer Laufzeit von 15 Jahren mehr ab, sagt der VVO-Generalsekretär. Der Versicherungsverband verlangt deshalb eine Altersstaffelung der Mindestlaufzeit, zum Beispiel ab 65 eine Absenkung auf 10 Jahre und ab 70 auf fünf Jahre.

Darüber hinaus hat der VVO auch schon einen weiteren Vertriebsweg für Lebensversicherungen gefunden: die private Zukunftsvorsorge.

Laut Allianz-Vorstand und VVO-Präsident Wolfram Littich ist die Versicherungsbranche "nie besonders glücklich gewesen mit dem Inhalt der privaten Zukunftsvorsorge", also der vorgeschriebenen 40-prozentigen Aktienquote. Stattdessen will er Lebensversicherungen als Produkt in die Zukunftsvorsorge aufnehmen und diese Ansparform für Leistungen im Pflegefall öffnen.

Eine Problematik ist dabei der stark gesunkene Garantiezins, der von der Finanzmarktaufsicht vergangenes Jahr auf nur noch zwei Prozent festgelegt wurde.

Allerdings liegt laut Littich der tatsächlich über die vergangenen 40 Jahre durchschnittlich von Versicherungen erwirtschaftete Ertrag bei vier Prozent - und dieser Prozentsatz sei für langfristige Erträge auch weiterhin realistisch.

Je nach Anbieter könnten unterschiedliche Formen der Lebensversicherung einfließen: Bei sogenannten "fondsgebundenen Lebensversicherungen", die vor allem im anglo-amerikanischen Raum weit verbreitet sind, besteht nicht automatisch eine Garantieleistung. Diese muss gesondert vereinbart werden. Ansonsten orientiert sich der Ertrag nur an der Entwicklung einer zugrunde liegenden Investition und kann damit im schlimmsten Fall auch null betragen.

Oder, um eine klassische Redensart abzuwandeln: Umsonst ist nur der Tod . . . und der kostet manchmal eine Lebensversicherung.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.