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Vier Prozent Verzinsung dürften nicht zu halten sein. | Lebensversicherer warten vorerst noch weitere Erträge ab. | Wien. Dass Pensionskassen die laufenden Pensionen kürzen müssen, ist längst eine unangenehme Tatsache. Ab dem nächsten Jahr könnten auch die klassischen Lebensversicherer gezwungen sein, ihre Pensionsabmachungen zu revidieren - das heißt, weniger auszuzahlen.
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Die langfristige Lebensversicherung mit einer anschließenden monatlichen Pensionsauszahlung gilt als Klassiker der Altersvorsorge. Während über die Sicherheit der staatlichen Pensionsvorsorge (erste Säule) und über - meist in Pensionskassen ausgelagerte - Firmenpensionen (zweite Säule) diskutiert wird, gelten die Lebensversicherer als Hort der Sicherheit.
Arbeiterkammer-Direktor Werner Muhm hingegen warnt: Die geschürten Erwartungshaltungen der privaten Versicherer seien "Scharlatanerei".
Rückgriff auf Reserven
Die Versicherungen sprechen offiziell von derzeit 4,25 Prozent Verzinsung, sagen aber selten dazu, dass sich dies nicht auf die eingezahlte Summe bezieht. Denn von jedem Euro werden 4 Prozent Versicherungssteuer abgezogen. Dann kommen im Schnitt 9 Prozent für den Versicherungsabschluss (Makler) und die Verwaltung weg, weiters müssen die Kosten für den Ablebensschutz (je nach Alter zwischen einem und weit mehr als 10 Prozent) berücksichtigt werden. Letztlich werden gerade einmal um die 80 Cent angelegt - und hoffentlich mit den genannten 4,25 Prozent verzinst.
Das angesparte Kapital wird meist für eine Altersvorsorge, sprich monatliche Pension, in der Versicherung belassen. Der Kunde hat die Wahl, entweder eine Bonuspension (was zwei Drittel der Kunden machen) zu beziehen oder eine Garantiepension.
Bei der (niedrigeren) Garantievariante gibt es eine jährliche Anpassung. Die Bonuspension ist zum Start weg höher, weil künftige Veranlagungserträge bereits eingerechnet werden, bleibt aber dafür über die gesamte Bezugsdauer gleich. Die Überlegung ist, dass der Bezieher in "jüngeren" Pensionsjahren eher mehr Geld braucht als später - und deshalb den Kaufkraftverlust in Kauf nimmt.
Nun droht aber die Bonus pension gekürzt zu werden. In Österreich gilt derzeit eine Garantieverzinsung von 2,25 Prozent (die dafür zuständige Finanzmarktaufsicht soll schon überlegt haben, den Satz zu reduzieren), die derzeit von den meisten Versicherungen bei der Bonuspension auf 4 Prozent aufgestockt wird. Das muss aber erst einmal verdient werden. Es gibt Versicherer, die dafür schon auf die Reserven zurückgreifen müssen.
Als erster Versicherer könnte die Wiener Städtische (Vienna Insurance Group) aktiv werden. Städtische-Kunden wurde mitgeteilt, dass aber dem kommenden Jahr eine Kürzung ins Haus steht, über die Höhe soll Ende Oktober entschieden werden. Eine Kürzung von 4 auf 3,5 Prozent würde nach Expertenschätzung etwa 5 Prozent weniger Pension bedeuten. Finanzchef Roland Gröll will sich offiziell weder auf einen Zeitpunkt noch auf eine Höhe festlegen.
Sparte Leben: Rückgang
Beim Uniqa-Konzern hält sich der zuständige Vorstand, Elisabeth Stadler, gegenüber der "Wiener Zeitung" ebenfalls bedeckt. Man überlege, wolle aber noch die Entwicklung der Vermögenserträge bis Jahresende abwarten. Die Uniqa ist der einzige größere Versicherer, der ein Pensionsprodukt mit einer Garantieverzinsung von nur 1,75 Prozent anbietet, dafür aber die Gewinnhoffnung auf 4,75 Prozent aufstockt. Weniger Garantie bedeutet, dass zins trächtiger angelegt werden kann.
Auch Generali-Mann Wolfgang Ortner schließt eine Reduzierung der Pensionszahlungen nicht aus, möchte aber mit einer endgültigen Entscheidung abwarten. Derzeit läuft das Geschäft der Lebensversicherer nicht allzu gut. Bei der laufenden Prämie verzeichnet man ein Minus von etwa 2 Prozent, beim Einmalerlag eines von 10 Prozent. Bei der Wiener Städtischen sieht es noch schlechter aus: Der Rückgang liegt in beiden Bereichen über 10 Prozent, hat Städtische-Chef Günter Geyer jüngst bestätigt.