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Versorgungszentrum bei SMZ Ost startet doch nicht im Herbst

Von Niklas Hintermayer

Politik

Beim zweiten Primärversorgungszentrum in Wien verlaufen die Verhandlungen schwierig.


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Wien. Eigentlich war alles auf Schiene, nachdem im März endlich ein Dreier-Ärzteteam für das Primärversorgungszentrum SMZ Ost (kurz: PHC) gefunden werden konnte. Zwei Ausschreibungen blieben zuvor erfolglos. Es hätten sich nicht genügend Bewerber gefunden, heißt es von der zuständigen MA24 (Gesundheit).

Als Standort für das Zentrum wurde ein Dachboden in einem Haus gegenüber des Donauspitals ausgewählt. Die Inbetriebnahme sollte laut WGKK-Obfrau Ingrid Reischl im Herbst stattfinden. Doch daraus wird nun nichts.

Die Eröffnung verzögert sich um mehr als ein halbes Jahr. Grund dafür sind die zähen Verhandlungen zwischen Vermieter und den Mietern. Konkret: Michael Bulla als Grundstückseigentümer und den drei Allgemeinmedizinerinnen rund um Regina Ewald. Bulla betreibt eine Zahnklinik im zweiten Stock des Hauses, das PHC ist im 3. Stock als Teil des Dachgeschoßes geplant. "Die Verhandlungen sind ziemlich mühsam", sagt Ewald, derzeit niedergelassene Ärztin in Strasshof an der Nordbahn, zur "Wiener Zeitung".

Bei den Verhandlungen gehe es darum, ob und wie der Dachbodenrohbau ausgebaut werde. Denn ein PHC habe nun einmal besondere Bedürfnisse: "Wir brauchen ausreichend Räume, eine Belüftung, eine Klimaanlage und Sozialräume", sagt Ewald. Mindestens 280 Quadratmeter seien für die insgesamt vier Ärzte mitsamt der Ordinationsassistenten und diplomierten Krankenschwestern notwendig. Dazu kommen eine Ernährungsberaterin und eine Psychotherapeutin. An den Ausbaukosten werde sich das Ärzteteam jedenfalls nicht beteiligen, das habe man Bulla auch mitgeteilt.

Das PHC SMZ Ost ist wie jenes in Mariahilf als Pilotprojekt angelegt, befristet auf fünf Jahre. Patienten sollen von längeren Öffnungszeiten, einer interdisziplinären Betreuung durch verschiedene Gesundheitsberufe und einem größeren Leistungsspektrum profitieren. Ziel ist die Entlastung der überfüllten Spitalsambulanzen des SMZ Ost, besonders jener mit Diabetespatienten.

"Fast ein Prozent"

Bleibt somit fraglich, wann das PHC in der Donaustadt kommt. Ewald: "Frühestens kann es im ersten oder zweiten Quartal 2017 eröffnen." Mit dieser Verzögerung verfehlt man ein von der Stadt und der Sozialversicherung mitverhandeltes Ziel: Bis 2016 sollte ein Prozent der österreichischen Bevölkerung in Primärversorgungszentren betreut werden. Mit dem PHC Mariahilf, es eröffnete im Mai 2015, sind es derzeit nur 0,83 Prozent.

Bei der Stadt sieht man darin kein Scheitern: "Das PHC Mariahilf deckt ja einen großen Teil ab. Wir erfüllen damit fast die ein Prozent. Andere Bundesländer haben gar keine Primärversorgungszentren", sagt Susanne Guld von der MA24 zur "Wiener Zeitung". Sie verweist auf die laufenden Mietvertragsverhandlungen, es gelte diese abzuwarten. Die Stadt spiele hierbei keine Rolle. Auf Seiten der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hält man sich ebenfalls bedeckt: "Wenn die Verhandlungen beendet sind, kann recht rasch begonnen werden."

Diese Zurückhaltung ist in zweierlei Hinsicht verwunderlich: Erstens kündigte WGKK-Obfrau Reischl wie erwähnt die Eröffnung des PHC mit Herbst an. Und zweitens spielen sowohl die Stadt als auch die WGKK bei der Finanzierung des Betriebes eine wesentliche Rolle. Für die ärztlichen Mehrleistungen, die längeren Öffnungszeiten und den Personalaufwand werden 270.000 Euro zugeschossen. Stadt und WGKK übernehmen jeweils die Hälfte. "Dieses Geld wird natürlich erst nach Inbetriebnahme aufgebracht. Das ist eine Leistungsabgeltung", erklärt Guld von der MA24.

Doch nicht nur das PHC bereitet Probleme, auch auf höherer Ebene gibt es Querelen. Das vom Gesundheitsministerium seit Monaten geplante PHC-Gesetz scheiterte bereits in zwölf Verhandlungsrunden.