Zum Hauptinhalt springen

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist klug

Von Christoph Rella

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wie hat ein kluger Mann einmal gesagt? Kontrolle hat nichts mit Vertrauen zu tun, sondern mit Klugheit. Im Fall von Lance Armstrong und seiner vermutlichen Dopingbeichte, die ihm am Montag von Talk-Queen Oprah Winfrey abgenommen wurde, sind nun alle etwas klüger.

Dabei war der Verdacht, dass der US-Amerikaner seine legendären Siege im Radsport nicht ehrlich erstrampelt haben dürfte, nicht neu. Denn tatsächlich war Armstrong seit seinem ersten Erfolg bei der Tour de France 1999 immer wieder ungut aufgefallen. Sorgte zu Beginn nur eine Kortisonsalbe für Aufregung, folgten bald erste handfeste Vorwürfe von Kollegen und Journalisten, der Sportler hantiere mit dem Leistungssteigerungsmittel EPO.

Allein die Manager des Radsportverbandes UCI sahen keinen Handlungsbedarf und ließen Armstrong gewähren. Als Dank spendete der Verdächtigte an den Verein 125.000 US-Dollar und schwang sich zum Kreuzzügler gegen seine Doping-Kritiker auf. Und das mit überraschendem Erfolg: So musste die angesehene "Sunday Times", die Armstrong des Dopings bezichtigt hatte, 1,5 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen.

Dass die Zeitung neben mehreren getäuschten Sponsoren nun Klage eingereicht hat, scheint da nur gerecht. Dass aber die mitverantwortlichen Kontrollorgane der UCI unbehelligt bleiben sollen, ist dagegen unverständlich. Unklug wäre das außerdem. Denn anders wird sich das bereits erschütterte Vertrauen in den Radsport nicht mehr herstellen lassen.