Expertin: Reformen intensiver mit Ministerien besprechen. | Heimische Verwaltung steht im Ländervergleich gut da. | Wien. Wie sieht die Zukunft der österreichischen Verwaltung aus? Darüber diskutierten Experten am Mittwoch bei der Tagung zum 40-jährigen Jubiläum vom KDZ-Zentrum für Verwaltungsforschung.
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"Der demografische Wandel wird zu Strukturänderungen im öffentlichen Sektor führen", sagt Marga Pröhl, Generaldirektorin des European Institute of Public Administration. Auch die Verwaltungsbediensteten werden immer älter. Mehr als die Hälfte ist über 45, ein Drittel wird bis 2020 in Pension gehen.
Das führe nicht nur zu einem Verlust von Know-how, da aus Spargründen nur jede zweite Stelle nachbesetzt werde, steige auch der Innovationsdruck auf die Bediensteten. Pröhl fordert, mit einer Anhebung des Pensionsantrittsalters gegenzusteuern, Personal besser einzusetzen sowie die Attraktivität des Verwaltungsdienstes zu erhöhen. Junge, gut ausgebildete Menschen ziehe es in die Privatwirtschaft, wo die Verdienstchancen höher sind. "Der Staat muss mehr um die besten Köpfe kämpfen."
Strategiedefizit
Elisabeth Dearing vom Bundeskanzleramt ortet ein "Strategiedefizit" in vielen Ministerien, denn noch werde viel zu wenig vorausschauend geplant. Hoffnung setzt sie in das neue Haushaltsrecht, das einen Finanzrahmen für die nächsten vier Jahre vorgibt. Auch die Dialogkultur zwischen Politik und Verwaltung müsse verbessert werden.
"Reformpunkte gehören intensiver mit dem jeweiligen Minister ausgetauscht."
Sparpotenziale sehen die Experten in der Schaffung von Dienstleistungs-Zentren etwa in den Bereichen Druckerei, Reisen und Telefonie.
Auch die Qualität der Verwaltung könne laut Dearing noch wirkungsorientierter gestaltet werden. Qualität ist mehr als nur Freundlichkeit der Bediensteten und ein schnelles Verfahren. Transparenz, motivierte Mitarbeiter und eine entsprechende Führung seien ebenfalls Qualitätskriterien. Die österreichische Verwaltung schneidet laut Pröhl bei Wettbewerben im europäischen Ländervergleich "super gut" ab.
Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch über die Grenzen hinweg könne die Qualität der Verwaltung weiter verbessern. Pröhl lobt die Bereitschaft der österreichischen Bediensteten, sich regelmäßig durch das System CAF selbst zu evaluieren.
Heftig diskutiert wurde, wie die Arbeit der Verwaltung gemessen werden kann. Budgets sollen nach der kommenden Reform vermehrt leistungsorientiert vergeben werden, sogenanntes "Performance Budgeting".
Klaus Klenk von der Universität Oldenburg gibt zu bedenken, dass die Leistung der Verwaltung vor allem auf Bundesebene nur schwer mit Indikatoren messbar sei. "Die Arbeit der Polizei könne man eben nicht nach dem Ausstellen von Strafzetteln bewerten."
Für eine genaue Beurteilung ihrer Arbeit müssen die Betroffenen gefragt und in die Bewertung eingebunden werden.
Universitäre Forschung sei besonders schwer messbar, betonte er und verwies auf Negativbeispiele aus Frankreich. "Die Schatten der Vergangenheit dürfe man nicht über die Zukunft legen." Pröhl widerspricht, denn gerade in Zeiten knapper Kassen müsse die Qualität der Arbeit sichtbar werden. "Das ist zu kompliziert, wir machen gar nichts", ist für die Expertin keine Lösung. Man dürfe sich "nicht zu Tode messen" lassen. Daher müsse man aus einer Vielzahl von Indikatoren die aussagekräftigsten herausnehmen.