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Kaum war die Tinte der Ausschreibung getrocknet, meldete sich Claus Peymann zu Wort. Nicht mit einer Bewerbung für die Direktion des Burgtheaters, was für einigen positiven Wirbel gesorgt hätte. "Jemand wie der Peymann, das wär’s"- das hört man nicht erst seit der Ansage von Karin Bergmann, sich zurückzuziehen.
Es ist die Ausschreibung selbst, die den früheren Burg-Chef ärgert. In einem offenen Brief an Kulturminister Thomas Drozda nennt er den Text "ein Meisterstück des sprachlichen und gedanklichen Unsinns", kritisiert den wirtschaftlichen Stil heftig und erklärt, dass es einen Künstler und keinen Manager oder Prokuristen an der Spitze des "geliebtesten Theaters deutscher Zunge" brauche - es sei ja schließlich "kein Wasserwerk".
Die Burg brauche "Kunst, Kunst, Kunst", er selbst hätte sich auf diesen Text hin nicht beworben.
Drozda regierte sachlich: Die Ausschreibung sei zwar "kein Beitrag zur Weltliteratur", man suche aber trotzdem "eine Theaterbesessene oder einen Theaterbesessenen im besten Sinne".
Trotz allen Gepolters: Der streitbare Peymann bringt ein Dilemma heutiger Kulturpolitik auf den Punkt. Gerade bei einem durch einen Finanzskandal gebeutelten Haus gilt das besondere Prinzip der finanziellen Sorgfaltspflicht. Andererseits fehlt dem Theater eine mutige und markante künstlerische Position. Beides gleichzeitig bietet kaum ein Bewerber. In Zeiten des Vier-Augen-Prinzips mit künstlerisch-kaufmännischen Doppelspitzen an allen Häusern sollte man jedoch eher intern Aufgaben umverteilen, als den kreativen Kopf zum Buchhalter zu machen. Denn das schadet der finanziellen Bilanz nachhaltiger.