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"VIE" trotzte Krisen und Streiks

Von Helmut Dité

Politik

Der Flughafen Wien-Schwechat schaffte 2015 einen Passagierrekord und bilanziert einen Rekordgewinn von erstmals mehr als 100 Millionen Euro. Wermutstropfen: Der Technologiekonzern AT&S verdrängt den Flughafen aus dem ATX.


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Wien. Der Flughafen Wien - erst vor kurzem vom renommierten internationalen "Skytrax"-Marktforschungsinstitut mit dem in Europa insgesamt nur zehn und weltweit 35 mal vergebenen Prädikat "4-Star-Airport" geadelt - hat nun auch mit seinen vorläufigen Zahlen für 2015 die ohnehin sehr optimistischen Erwartungen der Börsianer sogar noch übertroffen: Obwohl die Airlines von Wien aus etliche Flüge in Krisengebiete - etwa die Ukraine oder Libyen - streichen mussten, gab es einen neuen Gewinnrekord. Der Nettogewinn stieg um fast 22 Prozent auf 100,4 Millionen Euro.

Für die Aktionäre - darunter mit jeweils 20 Prozent Anteil die Bundesländer Wien und Niederösterreich - gibt es nach "dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte" (Vorstandssprecher Günther Ofner am Mittwoch bei der Präsentation der Zahlen vor der Presse in Wien) eine höhere Dividende: Von zuletzt 1,65 Euro pro Aktie soll die Ausschüttung auf 2 Euro angehoben werden.

Rekordzahlen hat es 2015 für den Schwechater Airport auch bei den Passagieren gegeben: Trotz "Gegenwinds" durch krisenbedingte Flugausfälle und Streiks bei den deutschen Nachbarn gab es mit 22,8 Millionen abgefertigten Fluggästen einen Passagierrekord.

Auch für 2016 zeigte sich die Unternehmensführung optimistisch: Bei einem angenommenen Passagierwachstum von bis zu 2 Prozent wird ein Umsatz von mehr als 675 Millionen (2015: 654,4 Millionen Euro) erwartet, der Nettogewinn sollte heuer auf mehr als 105 Millionen Euro steigen, hieß es.

Am 31. Mai soll bei der Hauptversammlung ein Zehn-Jahres-Ausbauprogramm im Ausmaß von bis zu einer halben Milliarde Euro präsentiert werden. "Was wir in den nächsten zehn Jahren planen, werden wir im Mai in allen Details vorstellen, sagte Airport-Vorstand Julian Jäger am Rande der Jahrespressekonferenz. Terminal 2, der älteste Teil des Flughafens, steht vor einer tief greifenden Sanierung - von der ebenfalls angedachten Variante Abriss und Neubau ist man wieder abgekommen.

Statt dessen soll es eine "Süderweiterung" um Gebäude zwischen dem "Pier Ost" und "Terminal 3" (Skylink) geben. Auch weitere Infrastrukturschritte - wie Pistensanierungen - stehen an.

Zu den dafür veranschlagten Summen verlautete vorerst noch nichts Näheres, es gehe jedenfalls um Beträge in dreistelliger Millionenhöhe. Groß verschulden wolle man sich für die Bauvorhaben allerdings nicht, der Abbau der Nettoverschuldung - 2015 konnte sie um 40,2 auf nunmehr 466 Millionen Euro reduziert werden - soll weitergehen.

Nach knapp 80 Millionen Euro im Vorjahr sind für 2016 rund 95 Millionen Euro für Investitionen veranschlagt - unter anderem wird heuer das Luftfrachtzentrum erweitert. Ab 2017 und 2018 soll wieder mehr investiert und der Ausbau der Airport City vorangetrieben werden.

Spatenstich für zweites Airport-Hotel

Bereits am Montag dieser Woche hatte der Spatenstich für ein zweites Hotel am Flughafen Wien stattgefunden: Das "Moxy Vienna Airport" soll Anfang 2017 eröffnen. Die 400-Zimmer-Unterkunft der Marriott-Lifestyle-Marke wird vom internationalen Immobilieninvestor Vastint Hospitality B.V. errichtet und von der Bierwirth & Kluth Hotel Management GmbH betrieben. Die zweite Herberge neben dem "NH Wien Airport" auf dem Flughafen-Areal wird direkt hinter dem Office Park errichtet und über den Passagier-Tunnel erreichbar sein. Auf dem etwa 6300 Quadratmeter großen Grundstück werden sieben Stockwerke mit einer Gesamtfläche von 14.000 Quadratmetern entstehen.

Die Pläne von Emirates, mit dem Großraumflugzeug A380 auch in Wien zu landen, kamen zwar für viele früher als erwartet. Aber: "Wir sind bereit für den A380", sagte Jäger. Auch wenn es, wie kolportiert, am 1. Juli schon so weit wäre, sei der Flughafen bereit.

Zunächst seien dafür nur kleine Adaptionen am "Pier Ost" geben, vorerst gibt es für die Passagiere am nur ein "Boarding" auf einem einzigen Geschoß. "Nicht optimal", wie der Flughafen weiß. Nach dem insgesamt auf drei Jahre veranschlagten Umbau am Pier werden A380-Passagiere dann auf zwei Ebenen ein- und aussteigen können.

Für den Start des Megaprojekts "Dritte Piste" heißt es beim Flughafen indes weiter abwarten. Vor einem Jahr hätte man die Wartezeit für die Entscheidung auf sechs bis zwölf Monate veranschlagt, nun könnte diese Prognose wohl um den selben Zeitraum verlängert werden, hieß es.

Es würde den Flughafen-Vorstand "nicht überraschen", dass dafür das Jahr 2017 ins Land geht. Dass man im Umweltverträglichkeitsverfahren für die neue Piste jetzt im zehnten Jahr sei, sei äußerst unerfreulich. Wegen des auch für heuer erwarteten leichten Rückgangs der Flugbewegungen sei man bei den Pistenkapazitäten aktuell zwar noch nicht so sehr unter Druck; es gehe vielmehr um die fehlende Rechts- und Planungssicherheit.

Aktie soll durch 1:4-Split leichter handelbar werden

In der Mai-Hauptversammlung wird die Flughafengesellschaft auch einen Aktiensplit im Verhältnis 1:4 beschließen. Durch den Aktiensplit soll das Papier leichter handelbar gemacht werden. Die Flughafen-Aktie schloss am Mittwoch um 0,69 Prozent höher bei 81,50 Euro.

Allerdings gab es bei all dem auch einen Wermutstropfen für den Flughafen Wien an der Börse: Mit 21. März fällt er aus dem Index der 20 wichtigsten börsennotierten Firmen Österreichs (ATX) heraus. An seiner Stelle kommt erstmals der seit 2008 börsennotierte steirische Leiterplattenhersteller AT&S (Austria Technologie & Systemtechnik AG) in den Index. Die AT&S hatte in der jüngsten Beobachtungsperiode den höheren täglichen Umsatz mit Aktien, daraus erklärt sich die Verschiebung laut Wiener Börse.