Zum Hauptinhalt springen

Viel Anti im ÖH-Beisl "Café Rosa"

Von Bettina Figl

Wissen
Das Café Rosa in der Wiener Währingerstraße: Antiklerikal, antikapitalistisch, antisexistisch - und derzeit angeblich besetzt.
© Robert Newald

Studi-Beisl ohne Zwang zum Konsum. | Kritik an hohen Kosten und Antiklerikalismus. |


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Ökologisch-veganer Okra-Reis, Sozialbier und Wickel-Stationen auch am Männerklo: Erst vor einer Woche geöffnet, schon hat sich das Café Rosa als Treffpunkt für Studenten herumgesprochen.

An diesem Nachmittag sind in dem feministischen Polit-Café in der Währingerstraße 18 drei Tische besetzt. Vorwiegend Studierende sind es, die hier ihre Lücken zwischen Vorlesungen überbrücken. Im Gegensatz zu den umliegenden Kaffeehäusern herrscht kein Konsumzwang - "sehr sympathisch", findet Lukas Ellmer. Der 20-jährige Soziologie-Student wartet bei einem Bio-Saft auf zwei Studienkolleginnen, gemeinsam wollen sie ihre Fahrt zu einem Holocaust-Gedenktreffen planen. Doch davor stärken sie sich beim afrikanischen Buffet mit Reis und Rindfleisch in Erdnuss-Sauce, schließlich gilt "zahl so viel, wie es dir wert ist".

Plenum ab Juni für alle Interessierten geöffnet

Wie lange es dabei bleibt, wird gerade im Hinterzimmer in einer Arbeitsgruppe besprochen. Diese wird in zwei Wochen zu einem Plenum umfunktioniert, dann können alle Interessierten mitreden. Als Vorbild dient das ebenfalls selbstverwaltete Tüwi, das Lokal der Uni für Bodenkultur. Im Rosa wird die Melange aus Fairtrade-Kaffeebohnen gebraut, welche von Bäuerinnen aus Honduras bezogen werden. Putzkraft, Küchenhilfen und Kellnerinnen verdienen im Rosa gleich viel - "eine bewusste Aufwertung", so Flora Eder vom Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Uni Wien. Sie ist Mitorganisatorin des Cafés und hätte sich gefreut, jemanden mit Behinderung einzustellen, doch leider habe sich niemand beworben. Im Rosa gibt es nicht nur ein barrierefreies WC - alle sind Rollstuhl-geeignet, außerdem gibt es ein Blindenleitsystem. Das hat seinen Preis: Fast 400.000 Euro kostet das ÖH-Projekt.

Mit 165.000 Euro wurde am meisten für die Ablöse hingeblättert - die Kaffeebohnen-Deko an der Wand erinnert an den Vorgänger-Besitzer, die Kaffeehauskette Segafredo. Zur Ablöse kommen 80.000 Euro für den Umbau, 60.000 Euro Startkapital und 50.000 für die laufenden Kosten - ein gefundenes Fressen für die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft (AG), die im ÖH-Wahlkampf gegen die jetzige ÖH-Spitze wettert. AG-Spitzenkandidat Bernhard Krall nennt das Café Rosa ein "dubioses Beisl" und spricht von "Missbrauch von ÖH-Beiträgen". Doch die Kosten wurden aus Rücklagen und nicht aus dem laufenden Budget gedeckt, betont Eder.

Auch mit seiner politischen Ausrichtung eckt das Café mancherorts an, es positioniert sich ganz schön anti: antikapitalistisch, antifaschistisch, antiklerikal. Darüber, dass diese Haltung manche Menschen verstört, ist sich Eder bewusst, aber: "Wir greifen niemanden persönlich an, wir wollen aufzeigen, welche Mechanismen zur Ausgrenzung führen."

Antiklerikaler Grundsatz
Dabei wird ihnen selbst Ausgrenzung vorgeworfen: In den Jobausschreibungen wurde die Bereitschaft verlangt, antiklerikale Grundsätze umzusetzen - weshalb der Cartellverband die Gleichbehandlungsanwaltschaft dazu aufgerufen hat, eine Klage einzuleiten.

"Das ist ein falsches Verständnis von antiklerikal, wir fragen nicht nach der Konfession", entgegnet Eder. Die Betreiberinnen sprechen sich jedoch gegen die Art und Weise aus, wie die Kirche strukturell Einfluss nehme. Man wolle nicht, dass die Kirche beispielsweise mitbestimmen möchte, welche Plakate aufgehängt oder welche Veranstaltungen im Rosa geplant werden - wobei diese Gefahr auch nicht bestanden habe.