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Viel Arbeit für die Unternehmer

Von Walter Hämmerle

Wirtschaft

Österreichs Wirtschaft zeichnete sich im letzten halben Jahrhundert durch eine beispiellose Erfolgsgeschichte aus. Damit dies auch in Zukunft so sein wird, braucht es jedoch mehr als nur ein günstiges Konjunkturumfeld. Der US-Autor Jeremy Rifkin prognostiziert, dass das 21. Jahrhundert das Zeitalter der kulturellen Produktion wird. Dementsprechend wird erfolgreich sein, wem es gelingt, das vorhandene kreative Potenzial optimal zu nutzen. Österreichs Unternehmer müssen sich also umstellen. Nicht wenige sind auch tatsächlich dazu bereit: Die Kreativwirtschaft gibt erste Lebenszeichen von sich.


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Doch was genau ist unter diesem Begriff überhaupt zu verstehen? Christian Atzmüller von der Wirtschaftskammer Österreich definiert Kreativwirtschaft als jenen Bereich, "wo die Ideen geboren, umgesetzt und vermarktet werden". Nicht gemeint sind damit jedoch Produktinnovationen im herkömmlichen Sinne. Im Vordergrund stehen vielmehr die Ideen, die zu einem Mehrwert des Produkts führen.

Atzmüller sieht hier große Chancen für die heimische Wirtschaft. Österreich verfüge über genügend Inhalte, mit Hilfe der neuen Technologien könnten nun neue Impulse bei der ökonomischen Verwertung gesetzt werden. Verringert würden die Chancen jedoch doch ein mangelndes öffentliches Bewusstsein.

Von den Chancen in diesem Bereich für Österreich und insbesondere Wien ist auch WIFO-Experte Hannes Leo überzeugt. Rund 7% der Wiener Beschäftigten würden derzeit im Bereich Kreativwirtschaft arbeiten.

Keinen Zweifel lassen beide Experten aber auch daran, dass sich die Wirtschaftsstrukturen den Anforderungen der Kreativwirtschaft anpassen müssen, sollen die hier schlummernden Potenziale genutzt werden. Rechtlich betrifft dies etwa die Regelungen zum Urheberschutz. Unisono betonen sie die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit von Kreativen und Wirtschaft. So gebe es zwar bei Design in Österreich eine sehr gute Ausbildung, doch müssten viele Talente aufgrund mangelnder Jobaussichten ins Ausland abwandern. Gleiches gelte auch für den heimischen Film, so Atzmüller. Die Handlungsmöglichkeiten für den Staat skizziert er am Beispiel Finnlands. Hier wurde ein Aktionsplan entworfen, der durch Schwerpunktsetzung und Förderung Ressourcen und Akteure bündelt. Auf diese Weise soll Finnland bis 2005 zum Top-Designland werden. Ähnliches erhofft sich Atzmüller auch von den offiziellen Stellen in Österreich.

Dass Österreichs Unternehmen noch viel Arbeit vor sich haben, daran lässt auch Martin Schwarz keinen Zweifel. "Kaum eine Firma hat ihre Zielgruppen genau analysiert und segmentiert", ist Schwarz, der selbst ein Beratungsunternehmen führt, überzeugt. Vor allem aus den neuen EU-Mitgliedsländern drohe Konkurrenz: Diese seien bereits "am Sprung nach Westeuropa". Nach wie vor geschehe auch im Bereich des Marketing noch viel zu wenig. Skeptisch ist Schwarz allerdings was die Erfolgsaussichten angeht, wenn der Staat versuche sich die Feder der Kreativwirtschaft an den Hut zu stecken. Dies sei die ureigenste Aufgabe der Unternehmer, meint er.