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Viel Breite, wenig Spitze

Von Birgit Riezinger

Politik

Anders als in Nordamerika liegt beim Universitätssport hierzulande der Fokus auf dem Gesundheitssport.


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Hochschulsport ist nicht gleich Hochschulsport. Während der Leistungssport an US-Universitäten zentraler Bestandteil des Uni-Lebens ist, hat Hochschulsport hierzulande vielmehr mit Breiten-, denn mit Spitzensport zu tun.

Uni-Teams, Uni-Wettkämpfe, ja sogar eigene Uni-Ligen. Universitäten und Sport sind in den USA untrennbar miteinander verbunden. Erfolgreiche Unisport-Teams erhöhen das Renommee der Hochschulen. Je erfolgreicher die Athleten, desto weniger bedeutend das Studium an sich. Manche werden dann irgendwie durchgeschleust. Dafür winkt eine Karriere als Profisportler. Vor allem in den beliebten US-Mannschaftssportarten Eishockey, Basketball, Baseball und Football werden Spieler überwiegend von den Hochschulen lukriert.

Sportangebote gibt es auch an österreichischen Universitäten zur Genüge. Von Aerobic bis Zumba – das Spektrum der Universitätssportinstitute (USI) lässt kaum Wünsche offen. Aber anders als in den USA ist Sport (außer im Studium der Sportwissenschaft) nicht integraler Bestandteil des Studentenlebens. USI-Kurse können wie VHS-Kurse belegt werden. Immerhin profitieren Studierende am USI von günstigen Kurspreisen. Hochschulsport in Österreich hat jedenfalls viel mehr mit Breiten- als mit Spitzensport zu tun, wie Manfred Pfeifer, Generalsekretär von Unisport Austria (früher "Zentraler Hochschulsportausschuss" - siehe Information) bestätigt. "Die USIs bieten ein gewaltiges Serviceangebot hinsichtlich des gesundheitsorientierten Sports, das von Tausenden Studierenden genutzt wird", so Pfeifer. Universitätssportinstitute existieren an allen Hochschulstandorten des Landes.

Leistungssport ist auch ein Teilbereich des Hochschulsports in Österreich. Dieser ist aber von weitaus geringerer Bedeutung. "Wir haben in Österreich, eigentlich in ganz Europa, nicht diese gewachsene Kultur hinsichtlich des Spitzensports an Universitäten wie im angloamerikanischen Raum", erklärt Pfeifer. "In den USA definieren sich Universitäten häufig über den Leistungssport."

Universitäts-Mannschaften gibt es auch hierzulande, jedoch in sehr bescheidenem Ausmaß. Drei von ihnen waren bei den heuer erstmals ausgetragenen European Universities Games im spanischen Cordoba am Start. Dabei handelt es sich allerdings um keine fix an den Unis installierte Teams. Während man bei den vom Europäischen Universitätssportverband (EUSA) organisierten Wettkämpfen für die jeweilige Hochschule an den Start geht, erfolgt die Teilnahme bei Universiaden und Studenten-Weltmeisterschaften, organisiert vom Internationalen Hochschulsportverband (FISU) für das jeweilige Land.

Keine erleichterten Studienbedingungen für Spitzensportler
Bei studierenden Spitzensportlern handelt es sich in Österreich vielmehr um Vertreter von Randsportarten, als um Fußballer, Tennisspieler oder Skifahrer. Der Grund liegt auf der Hand: In Randsportarten lässt es sich nicht wirklich reich werden, also bauen sich die Athleten neben der Sport-Karriere ein zweites Standbein auf. Ein Schelm, wer denkt, Fußballer oder Skifahrer wären nicht klug genug für ein Studium. Von erleichterten Studienbedingungen für Leistungssportler kann in Österreich jedenfalls nicht die Rede sein. "Die Benefits von den Unis sind bescheiden", sagt Pfeifer. Das Projekt "Studium und Spitzensport", das an einigen heimischen Universitäten umgesetzt wird, soll zumindest bei der Vereinbarung von Studium und Sport helfen. Mentoren unterstützen die Studierenden bei der Terminkoordination. Aufgrund der Autonomie der Universitäten liegt die Entscheidung über die Umsetzung solcher Projekte bei den Hochschulen selbst. "Wenn der Spitzensport einer Uni ein Anliegen ist, dann passiert etwas", erklärt Pfeifer. Der Auftrag von Unisport Austria sei es, den Leistungssport zu pushen.

Die Universitäten Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg nennt Pfeifer als positive Beispiele hinsichtlich der Wertschätzung für Spitzensportler, während in Wien noch Nachholbedarf bestehe. Aber auch in der Bundeshauptstadt gehe es in die richtige Richtung. Ein Hochschulsportmodell wie in den USA würde sich Pfeifer auch für Österreich wünschen, "weil die Bedeutung des Universitätssports gesteigert würde". Das wird freilich eine Illusion bleiben.

Unisport Austria (früher "Zentraler Hochschulsportausschuss") koordiniert den Hochschulsport in Österreich. Die Organisation, die beim Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst angesiedelt ist, organisiert unter anderen österreichische Hochschulmeisterschaften und rekrutiert Teilnehmer für internationale Universitäts-Wettkämpfe wie Universiaden oder Studenten-Weltmeisterschaften.