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Viel Geld für moderne Öffis

Von Kamil Kowalcze

Politik

Hohe Pensionszahlungen machen der Stadtwerke-Holding zu schaffen.


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Wien. Die Wiener Stadtwerke-Holding hat im Geschäftsjahr 2012 einen Verlust von 30 Millionen Euro erwirtschaftet. Diese Summe, die bereits im Juni angekündigt worden war, haben Generaldirektorin Gabriele Payr und ihr Stellvertreter, Finanzvorstand Martin Krajcsir, am Donnerstag bestätigt.

Seit 1845 werden die Öffentlichen Verkehrsmittel regelmäßig modernisiert.
© © VEF

In Anbetracht der darüber hinaus getätigten Abschreibungen erscheint der Verlust der Stadtwerke gering: Eine Neubewertung der Rückstellungen für künftige Pensionen ergab einen Bedarf von 750 Millionen Euro. Somit liegt die Gesamtsumme der Rückstellungen knapp unter 3 Milliarden Euro. Hinzu kommen 150 Millionen Euro, die bei Inlandsbeteiligungen und bei den drei Gaswerken in Simmering, Donaustadt und Leopoldau abgeschrieben werden müssen. Da es sich hierbei um einen Bewertungseffekt handelt, sind die Beträge nicht zahlungswirksam. In Summe handelt es sich um einen Verlust von 930 Millionen Euro.

Dennoch leidet die Holding unter der Altlast des Wiener Beamtendienstrechts. Die Wiener Stadtwerke wurden im Jahr 1999 aus der Gemeindeverwaltung ausgegliedert und zu einem eigenständigen Konzern mit den Unternehmensbereichen Wien Energie, Wiener Linien, Bestattung Wien und einigen Firmenbeteiligungen umgestaltet. Das änderte aber nichts an den Eigentümerverhältnissen: Die Holding ist zur Gänze im Besitz der Stadt Wien und muss - anders als im Verkehrsbereich, wo springt die Stadt einspringt - für die üppigen Beamtenpensionen ihrer ehemaligen Mitarbeiter aufkommen. Die Stadtwerke beschäftigen insgesamt 16.000 Mitarbeiter, davon 7400 Beamte. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter liegt bei 57 Jahren. Umschulungen gestalten sich schwierig, außerdem sei es in Berufen mit Schichtdienst oder hoher Konzentrationserfordernis wie etwa im Fahrdienst nicht immer möglich, bis ins hohe Alter zu arbeiten, erklärt Payr.

Eine weitere Erklärung für die hohen Rückstellungen hat auch Finanzvorstand Krajcsir: Abgesehen von der schlechten Wirtschaftslage und dem dadurch bedingten niedrigen Zinsniveau seien die internationalen Bewertungsstandards geändert worden. Ab 2013 wird ein versicherungsmathematischer Spielraum abgeschafft, der sich negativ auf die Bilanz niederschlägt. Konkret wird diese neue Bewertung direkt in die Gewinn- und Verlustrechnung fließen, anders als beim bisherigen Bilanzierungssystem.

Im Jahr 2014 will man wieder Gewinne schreiben

Trotz der schlechten Zahlen sei die Holding für die kommenden Jahre gut aufgestellt, sagt die Generaldirektorin. Mit einer Eigenkapitalquote von 36 Prozent seien die Stadtwerke im Branchenvergleich gut aufgestellt, der Cash-Flow sei unverändert positiv, die Investitionen in den Kernbereichen werden fortgesetzt, so Payr.

190 Millionen Euro sollen laut Krajcsir ins Stromnetz investiert werden, das sind 50 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Vier Milliarden Euro sollen in den kommenden fünf Jahren in den Infrastrukturausbau und die Modernisierung der öffentlichen Verkehrsmittel fließen. Für 2013 rechnet die Unternehmensleitung wieder mit schwarzen Zahlen, ab 2014 will der Vorstand Gewinne schreiben.

Es werden auch keine Mitarbeiter abgebaut, ganz im Gegenteil: Der Konzern besetzt jährlich ungefähr 800 neue Stellen, 130 davon Lehrlinge, sagt Payr und verspricht: "Die Pensionen unserer Mitarbeiter sind gesichert. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir weiterhin kräftig in den Ausbau der Energienetze investieren."

Unternehmensbereiche bekommen einen Standort

Außerdem greife das im Juni beschlossene Sparpaket bereits, so die Generaldirektorin. Das Ziel sei es, die unternehmensinternen Abläufe effektiver zu gestalten, Synergien sollen besser genutzt werden. Dies soll durch die Zusammenlegung einzelner Unternehmensbereiche an einem gemeinsamen Standort bewirkt werden - zum Beispiel in Simmering. Dadurch könnte beim Fuhrpark gespart und eine gemeinsame Kontaktstelle eingerichtet werden. Im Bereich der Mobilität soll ein gemeinsames System beim Ticketverkauf eingeführt werden, es läuft bereits ein Pilotprojekt.

Der Optimismus ist nicht zuletzt auf gute finanzwirtschaftliche Maßnahmen zurückzuführen. Obwohl die Performance der Verbundaktien, die von der Holding gehalten werden, zu weiteren Abschreibungen zwingt, beträgt die Rendite des seit 1999 aufgelegten Pensionsfonds dank einer konservative Veranlagungspolitik durchschnittlich vier Prozent.

Im Energiebereich soll die Abhängigkeit von fossilen Energien reduziert werden. Rund 90 Prozent des Stroms werden derzeit aus Gas produziert. Laut Generaldirektorin Payr sind die Gaskraftwerke die einzigen Energiegewinnungsanlagen, die nach Bedarf an- und abgeschaltet werden können - ein Vorteil bei dem noch nicht regulierten Stromfluss im Bereich der alternativen Energien. Das Ziel der Wiener Stadtwerke ist es, die Verträge mit den Ölzulieferern um die Hälfte zu reduzieren. In Zukunft soll verstärkt in den grünen Strom investiert werden.