Zwei zusätzliche Verkaufstage sollen das Weihnachtsgeschäft retten. Nicht alle Händler finden diese Idee gut.
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Offene Geschäfte am Tag des Herrn: Im Lockdown ist erneut eine Debatte um die Sonntagsöffnung im Handel entbrannt. Entfacht hat sie der Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ), Harald Mahrer. Er forderte für die Zeit nach dem Lockdown bis Weihnachten längere Öffnungszeiten und das Aufsperren für den Handel am Sonntag. Man wolle so den Umsatz ankurbeln und die Kundenströme besser lenken. Die Gewerkschaft zeigte sich ob des Vorstoßes empört, vor allem, weil sie aus den Medien davon erfuhr und es vorab keine Gesprächseinladung gegeben habe.
Die Arbeitnehmervertreter waren bisher immer strikt gegen eine Sonntagsöffnung mit Verweis auf die erforderlichen Ruhezeiten für Mitarbeiter. Die "Allianz für den freien Sonntag", zu der neben den Kirchen auch Gewerkschaften und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen gehören, ist auch im Corona-Jahr gegen eine Sonntagsöffnung in der Vorweihnachtszeit. Und auch innerhalb der WKO findet Mahrerer Vorschlag nicht nur Zuspruch. "Ich persönlich bin der Meinung, der Sonntag ist der Sonntag - und dabei soll es auch bleiben", sagte der Tiroler Wirtschaftskammer-Chef, Christoph Walser zur APA.
Diesmal kommt aber just von oberster Gewerkschaftsstelle Gesprächsbereitschaft in der Frage, ob man die Sonntage nach dem Lockdown bis Weihnachten öffnen soll. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian, ließ in der ZiB2 ausrichten: "Mit uns kann man über alles reden." Aber ohne Corona-Tausender und Maskenpause im Handel werde sich die zuständige Gewerkschaft GPA wohl "sehr schwertun, über irgendwas zu diskutieren."
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Konkret geht es in der Debatte darum, an den verbleibenden zwei Sonntagen bis Weihnachten jenen Geschäften das Offenhalten zu ermöglichen, die im Lockdown zusperren mussten. Also Buchhändlern, Baumärkten, Möbelhäusern, Spielwarenläden. Es sei nicht angedacht, dass auch der Lebensmittelhandel oder Drogerien am Sonntag aufsperren sollen, heißt es auf Nachfrage seitens der Arbeitgebervertreter. Dort seien auch keine Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Außerdem gebe es in desem Bereich kein Interesse an der Sonntagsöffnung. Ob das rein rechtlich möglich ist, muss noch geklärt werden. Ebenfalls offen und Gegenstand von Gesprächen ist die Frage nach der Überzahlung und der Mehrarbeit am Sonntag. Bei der Debatte um eine Verlängerung der Öffnungszeit und zwei zusätzlichen Sonntagen gehe es auch darum, einen Massenandrang zu vermeiden.
Abholstationen würden dem Buchhandel mehr helfen
"Mir wäre mehr geholfen, wenn wir jetzt eine Abholstation machen könnten, da viele Leute die Bücher gleich möchten beziehungsweise brauchen", sagt Martina Bartalszky, die in Wien-Alsergrund als Ein-Personen-Unternehmen eine kleine Buchhandlung führt. Am Sonntag würde sie nicht aufsperren. Ihre Kunden würden auch nicht am Sonntag kommen wollen, ist sie sicher.
Friedrich Hinterschweiger, Obmann des Fachverbandes der Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer und selbst Buchhändler im steirischen Murau, braucht persönlich die Sonntagsöffnung auch nicht. "Bei uns am flachen Land gegen die Leute am Sonntag in die Kirche oder machen sonst etwas anderes." Über erweiterte Öffnungszeiten zu diskutieren, sei grundsätzlich in Ordnung. Dass diese aber immer den großen Händlern im urbanen Raum in die Hände spiele, aber nicht den Kleinen nutze, und schon gar nicht jenen in strukturschwachen Regionen, liege auf der Hand.
Auch Josef Baumgartner, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), hat eine geteilte Meinung, was die Sonntagsöffnung anbelangt. "In der Regel kommt es durch längere Öffnungszeiten eher zu Umlenkungen beim Umsatz, nicht zu Umsatzsteigerungen. Aber durch den Lockdown und die Nähe zu Weihnachten, könnten durch Nachholeffekte die zwei Einkaufs-Sonntage vor Weihnachten schon sehr umsatzstark werden", meint der Experte. "Außerdem ist es aus epidemologischer Sicht vielleicht sinnvoll, die Kundenströme durch die zusätzlichen Handelstage auszudünnen." Prognosen zum Weihnachtsgeschäft seien derzeit jedenfalls schwer. Egal, welche Lösung man nun anstrebe, es sei eine Einigung auf Sozialpartner-Ebene wünschenswert.
Im ersten Lockdown im Frühling gingen die Konsumausgaben um 12 Prozent zurück. Diesmal könnte es weniger sein, weil der Lockdown nicht so lange dauern soll. Auf Basis des "Lockdown light" hat das Wifo einen Rückgang von 4 Prozent für den heimischen Konsum errechnet. Voraussichtlich werden es aufrund der Schließungen nun mehr werden. Im Vorjahr hat das Weihnachtsgeschäft den Händlern einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro beschert.
Spielwarenhändlerin Heidemarie Heinz beschäftigt in ihren zehn Filialen rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie möchte ihnen das Arbeiten am Sonntag ersparen. An diesem Tag sollen sie sich erholen, denn: "Die Einkaufssamstage vor Weihnachten sind schon stressig genug", so die Unternehmerin. Zudem würden sich die hohen Personalkosten nicht rechnen. Derzeit schnürt Heidemarie Heinz wie schon während des ersten Lockdowns mit ihrem Team in drei Wiener Filialen Pakete mit online bestellten Spielwaren und stellt sie an ihre Kunden zu. In der Zeit nach dem Lockdown wäre es ihrer Meinung nach wichtiger, dass die Geschäfte wochentags am Abend wieder länger offenhalten dürften.
Die Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen ist in Österreich grundsätzlich verboten. Es gibt aber mehr als 60 Ausnahmeregelungen auf Bundes- und Länderebene. So dürfen etwa in Bahnhöfen und auf Flugplätzen Lebensmittel, Reiseandenken und Reisebedarfsartikel (zum Beispiel Bücher und Toiletteartikel) verkauft werden. Auch Tankstellen sind nicht nur zum Tanken da. Dort kann man sich, wenn sonst alles zu hat, im Notfall auch mit gewissen Lebensmitteln und Getränken eindecken. Auch in Tourismusregionen dürfen Geschäfte an Sonn- und Feiertagen aufsperren. Den Arbeitnehmern gebühren dann im Allgemeinen Zuschläge von 100 Prozent auf den Grundlohn.