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Viel Natur, klares Wasser und Historie

Von Christian Rösner

Politik

Wenn die Temperaturen zusehends in die Höhe klettern und die Sonne täglich lacht, kann es durchaus passieren, dass sich ein gewisses Urlaubsbedürfnis einstellt. Man schweift in die Ferne, malt sich aus, wie es denn jetzt so am Meer sein könnte und beschließt, wegzufahren. Nur wohin soll es gehen, wenn es nicht gerade ein anderer Kontinent sein soll?


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Italien haben die meisten schon durch, Griechenland und Spanien wurde ebenso regelmäßig bereist...Hat es da nicht noch etwas gegeben?

Doch, hat es. Aber rund zehn Jahre ist es jetzt schon her, als das ehemalige Jugoslawien noch eines der beliebtesten Reiseziele der Österreicher war. Der grausame Krieg hatte seine Schatten über das schöne Land gezogen.

1991 war es, als das kroatische Parlament die Un-abhängigkeit und die Unterbrechung aller staatlich-rechtlichen Beziehungen mit dem seinerzeitigen Bundesstaat Jugoslawien ausrief.

Heute ist der Krieg vorbei und wenn man die Küstenstraßen Kroatiens entlang fährt, kann man sich kaum vorstellen, dass auf solch einem schönen Fleckchen Erde noch vor kurzem Gewalt und Grausamkeit herrschten. Hier und da sieht man noch vereinzelt zerschossene Häuser, die auf die schreckliche Zeit hinweisen, aber im großen und ganzen waren die an der Küste ansässigen Menschen sehr schnell mit den Wiederaufbauarbeiten.

Natürlich kann man den Krieg nicht wegzaubern. Die Menschen wirken im allgemeinen ernst, sie sind gezeichnet von den Erlebnissen, die sie während des Krieges erfahren mussten. Und leicht haben sie es jetzt auch nicht. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 21 Prozent und der Tourismus - eine der Haupteinnahmequellen der Kroaten - lässt noch auf sich warten. Es hat sich offensichtlich noch nicht genügend herumgesprochen, dass der Krieg zu Ende ist, oder hat man dieses schöne Land schon ganz vergessen?

"Der Tourismus läuft langsam wieder an, wir haben jetzt beachtliche Buchungen, aber im Vergleich zu den 80iger Jahren sind es immer noch sehr wenige", meint Zeljko Toncinic, der Direktor der Kroatischen Zentrale für Tourismus, gegenüber der "Wiener Zeitung".Und weiter: "Wir wollen bald wieder die Besucherzahlen von einst schreiben."

Dabei findet man in Kroatien das sauberste Wasser im Mittelmeer sowie zahlreiche Städte mit faszinierender Geschichte und sehenswerten Museen. Aber auch Naturlandschaften in sattem Grün prägen das Erscheinungsbild des Landes. Feinschmecker können sich überdies über ein reiches und vor allem günstiges Fischangebot freuen und der milde, fruchtige Weißwein aus Peljesac, Postup oder anderen attraktiven Weinregionen ist ebenfalls nicht zu verachten.

Allein der Altstadt wegen ist Dubrovnik sicherlich einen Besuch wert. "Die Perle der Adria", wie die Stadt auch bezeichnet wird, wurde im 7. Jahrhundert gegründet und das Stadtzentrum liegt hinter einem gewaltigen Mauerwall. Die Festungsmauer ist begehbar. Von oben hat man einen herrlichen Blick auf das Meer, den Hafen und die engen Gassen, die stark an Venedig erinnern - kein Wunder; war doch Dubrovnik zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert venezianisch. Die verschiedenen Epochen der Baustile - Gotik, Renaissance, Barock - verschmelzen ineinander in der Altstadt wie das klare Meer mit dem Himmel am Horizont. Die freien Plätze in der Stadt werden in der Hauptsaison für Musik und Theater genützt - etwa 40 Bühnen sorgen im Sommer für kulturelle Unterhaltung. Weiters findet man in Dubrovnik die älteste Apotheke Europas in einem rührigen und ebenso geschichtsträchtigen Franziskanerkloster. Auf dem Markt kann man frisches Gemüse und Fisch, aber auch Kräuter, Öle und Souvenirs erstehen.

Fährt man Richtung Norden die Küste entlang, so durchquert man den einzigen bosnischen Adriaort "Neum". Die Tatsache, dass es dort für eine Strecke von etwa fünf km Grenzposten gibt, lässt einem die Lage, in der sich das Land befindet, freilich wieder bewusst werden. Eine langgestreckte Küste mit vielen neuen Hotels, ähnlich vielen anderer kroatischer Ortschaften, lässt die Absurdheit der von Menschenhand gezogenen Grenzlinien erkennen.

Weiter geht es durch das Meret-Tal, eines der fruchtbarsten Gebiete Kroatiens, wo drei Mal pro Jahr Obst und Gemüse geerntet wird. Nahe der Grenze zu Bosnien-Herzegowina befindet sich schließlich Metkovic, ein verschlafenes Nest, das neben einem Hafen und einem Ornithologischen Zentrum mit 368 Tierpräparaten allerdings kaum etwas zu bieten hat. Ein Stückchen weiter, etwas höher gelegen, kann man die Ausgrabungen von Narona besichtigen. Die ersten Aufzeichnungen über Narona stammen aus dem Jahr 400 v. Chr. In Narona befindet sich u.a. ein römischer Tempel, der Kaiser Augustus gewidmet wurde. Auch ein Steinkopf des Imperators ist in einem Museum zu bewundern. Jedenfalls hat es in Narona so viele archäologische Funde gegeben, dass fast an jedem bewohnten Haus Steine mit Inschriften zu finden sind - entweder als Ziegelsteine oder in der Funktion eines Türstocks.

Wer Ausgrabungen weniger schätzen sollte, hat in Narona noch die Möglichkeit, mit einem authentischen neretvanischen Boot entlang des Flusses Norin durch einen unberührten Sumpf zu fahren. Der ganze Bootstrip inklusive Picknick kostet pro Person umgerechnet lediglich 280 Schilling.

Ein traditioneller Tourismusort ist Makarska. Die 13.000 Einwohner zählende Stadt, geschützt durch das Biokovo-Massiv und dem Meer zugewandt, blickt immerhin auf eine 100-jährige Erfahrung im Tourismus zurück. Jedenfalls hat man die Möglichkeit, sich am Strand zu bräunen, für Meeres-Scheue halten die Hotels genügend Swimmingpools bereit.

Am Abend kann man am Hafen entlang promenieren und die historischen Gebäude besichtigen, in die "Felsen-Disco" gehen (die sich in einer "ausgebauten" Höhle befindet) oder romantische Stunden zu zweit auf einer Bank neben dem Hafen mit Blick aufs Meer verbringen....

Absolut sehenswert ist die Insel Hvar - ca. eine Stunde Fahrt mit der Fähre von Drvenik aus. Die Stadt Hvar bildet eine einmalige Verbindung von üppiger mittelländischer Natur und einem vielschichtigen Kultur- und Geschichtserbe. Die Insel ist zudem übersät mit kleinen Buchten und malerischen Stränden. Wer die Möglichkeit hat, sich ein Boot zu mieten, sollte die unzähligen umliegenden kleinen Inseln besuchen.

Übertrieben zugebaut mit neuen Hotels und Tourismus-Anlagen wirkt hingegen der Ort Bol auf der Insel Brac (ca. eine Stunde mit der Fähre von Makarska oder direkt mit dem Flugzeug erreichbar). Wer allerdings ein Fan von All-Inclusive-Urlauben ist, dem bietet beispielsweise das Hotel "Bonaca" äußerst günstige, attraktive und vor allem familienfreundliche Angebote. So kostet z.B. das Hotel in der Hauptsaison (also 22. Juli bis 26. August) pro Person und Nächtigung umgerechnet ca. 360 S und zwar all inclusive. Ein Familienzimmer kommt auf rund 300 S.

Kurz und gut: Kroatien hält für jede Ferienvorliebe etwas bereit und ist, wie bereits gesagt, eine gelungene Abwechslung für notorische Griechenland-, Italien-, und Spanienreisende.