Zum Hauptinhalt springen

Viel Pech mit ein wenig Leichtsinn

Von Christian Mayr

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Da hatten sich viele von der schreibenden Zunft schon vorschnell ein Urteil gebildet: Michael Schumacher habe eben nie aufhören können, dem Temporausch zu unterliegen - was den Ski-Unfall abseits der Piste erst so folgenschwer gemacht habe. Nach allem, was man heute über den Unfall im felsigen Gelände von Méribel weiß, war der siebenfache Formel-1-Champion jedoch alles andere als rasant unterwegs - das belegen die Aussagen der Staatsanwaltschaft auf Basis von Schumachers Helmkamera sowie auch jene von Begleitern Schumachers an jenem schicksalshaften Tag in den französischen Alpen. Und es mutet daher wie ein Treppenwitz an, dass dem vielleicht besten Rennfahrer aller Zeiten, der mit 300 km/h durch Tunnels gerast ist und der bei riskanten Manövern in gefährlichen Regenrennen erst so richtig aufblühte, ein simpler Stein unter der dünnen Schneedecke zum Verhängnis wurde. Bei geringem Tempo, bei mäßiger Hanglage. So gesehen, war der Unfall des 45-Jährigen - so unbefriedigend das für viele klingen mag - schlichtweg Pech, vielleicht bloß Schicksal. Und dass der nicht nur begeisterte, sondern auch gute Skifahrer Schumacher ein paar Schwünge abseits der gekennzeichneten Piste gemacht hat, kann man bestenfalls als Leichtsinnigkeit werten. Wer hat das nicht auch schon gemacht - mit ebenso kontrolliertem Tempo, mit Vorsicht? Damit schwinden zwar die Chancen des zweifachen Familienvaters auf etwaigen Schadenersatz, was aber an einem Faktum nichts ändert: Einen wirklich Schuldigen gibt es in dem Fall nicht - auch das mag für viele unbefriedigend sein.