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Viel Rauch um Lokal-Rauchverbot

Von Alexa Jirez und Werner Grotte

Politik

Polit-Streit geht ins fünfte Jahr. | Verbot oder nicht? Fronten verhärtet. | Immer skurrilere Tricks der Wirte. | Mit ihrem jüngsten Vorstoß in Richtung totales Rauchverbot in der Gastronomie hat SPÖ-Gesundheitssprecherin Sabine Oberhauser die unendliche Diskussion neu entfacht. Die ebenfalls verbotsorientierte Ärztekammer vergibt bereits Plaketten an völlig rauchfreie Lokale, die Wirtschaftskammer will ein friedliches Nebeneinander und vergibt Pickerln an Raucher- und Nichtraucherlokale. Die Wiener Cafetiers wollen endlich eine verbindliche Regelung, bevor noch mehr Geld in teure Umbauten investiert wird.


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Allein die Politik hält sich bedeckt: "Kein Kommentar", lautet die Reaktion auf Oberhausers Vorstoß aus dem Gesundheitsministerium. Dabei kündigte bereits Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) 2004 eine gesetzliche Regelung der Raucherfrage in Lokalen an. Ihre Nachfolgerin Andrea Kdolsky (ÖVP) tat vor fast genau einem Jahr das gleiche - bisher ohne konkretes Ergebnis. Einen für heute, Dienstag, vorgesehen Gesprächstermin dazu verschob Kdolsky wegen "anderer Verpflichtungen" kurzfristig.

Noch im Herbst 2007 hatte man sich mühsam auf eine räumliche Trennung Raucher-Nichtraucher in Lokalen, die größer als 75 Quadratmeter sind, geinigt. Ein Gesetz darüber scheiterte aber an der Frage, was für kleinere Lokale - etwa eine Kennzeichnung als reines Raucher- oder Nichtraucherlokal - gelten solle.

Im Untergrund hingegen brodelt es: Eine wachsende Reihe von Lokalen aller Art legt sich bereits freiwillig ein Rauchverbot auf und verbannt - wie etwa das "Cafe der Provinz" in Wien-Josefstadt - Qualmer auf Sitzpolster vor dem Lokal.

Die Ärztekammer Österreich, seit jeher strikter Befürworter genereller Gastro-Rauchverbote, zeichnet solche Lokale seit dem Vorjahr aus: "Es gibt eine eigene Plakette plus Urkunde, die wir bereits 45 Mal bundesweit vergeben konnten. Und es werden ständig mehr", erzählt ÖÄK-Sprecher Martin Stickler.

Unter den Ausgezeichneten befinden sich laut Sticker "Ketten wie Nordsee oder Starbucks aber auch Haubenlokale, Pizzerias, Landgasthäuser oder das Wiener Café Griensteidl. Weniger Geschäft macht deswegen keiner".

"Kleine werden leiden!"

Ganz anders sieht das der Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), der rund 55.000 Lokale und 19.000 Hotels vertritt: "Wir wissen aus Bayern oder Slowenien, wo es generelle Rauchverbote gibt, dass darunter die Kleinen ganz besonders leiden", so Sprecher Thomas Wolf. Daher bestehe man auf dem Standpunkt der Freiwilligkeit: "Wirte mit weniger als 75 Quadratmeter - immerhin rund 13.000 in Österreich - sollen sich aussuchen können, welche Gäste sie haben; Raucher oder Nichtraucher". Zu diesem Zweck wurden ebenso Pickerln kreiert, die seit einem Monat verteilt werden: rot mit qualmender Zigarette oder grün mit einer durchgestrichenen.

Der Wiener Kaffeehaus-Sprecher Maximilian Platzer kann sich vorstellen, "dass touristisch orientierte Lokale wenig Probleme mit einem Totalrauchverbot haben, denn dort sind die Gäste das ja von daheim gewohnt". Härter würde es kleine Beisln und Lokale am Land treffen. Aber: "Im Sinne des Mitarbeiterschutzes gehört ein Verbot her, auch wenn das für manche Kollegen ketzerisch klingt". Am Wichtigsten: "Es gehört endlich eine Entscheidung her, egal ob so oder so. Das Herumdiskutieren kostet nur Nerven und Geld!"

Wirte greifen zu Tricks

Die rigiden Rauchverbote haben weltweit zu waghalsigen Umgehungs-Konstruktionen geführt. In Bayern beispielsweise haben sich rund 1500 Wirtshäuser in Raucherclubs umgewandelt oder bieten geschlossene Gesellschaften an - und zwar an sieben Tagen die Woche. In einem Beisl im nordfranzösischen Trouville-sur-Mer hat der Lokalbesitzer jemand eigens dafür angestellt, an der Straßenecke "Schmiere" zu stehen, der Gäste vor nahenden Kontrolleuren warnt.

In Slowenien erwägt laut einer Studie jeder sechste Wirt, sein Lokal zu schließen oder Mitarbeiter wegen erwarteter Umsatzeinbußen zu kündigen. Ein Gastwirt in Zagorje hat mehr als ein Drittel seines 300 Quadratmeter großen "Fejst Pub" als Wohnsitz angemeldet. In der "Wohnstube" darf weiterhin ungestört gequalmt werden. Ein Gesundheitsinspektor musste ihm Recht geben.

In Großbritannien werden in Bingo-Hallen und Stadien nikotinfreie Zigaretten angeboten. Und im US-Bundesstaat Minnesota haben listige Gastwirte ihre Lokale kurzerhand zu Theaterbühnen erklärt. Das Gesetz erlaubt dort das Rauchen, wenn es zur Inszenierung gehört.