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Viel Schneestaub um ein Bauchgefühl

Von Christoph Rella

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Nun, das war ja ganz schön viel Schneestaub, den Österreichs Snowboarderin Julia Dujmovits da in den vergangenen Stunden und Tagen aufgewirbelt hat. Und das, obwohl dem Brettersport in der Türkei gewöhnlich so gut wie keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sogar türkische Webseiten mit seltsam klingenden Namen wie www.fanatik.com sprangen am Donnerstag auf den "Krone"-Bericht, in welchem Dujmovits ihre Teilnahme am Snowboard-Weltcup im anatolischen Kayseri wegen Terrorangst abgesagt hatte - erst im Dezember waren hier bei einem Anschlag 14 Menschen gestorben -, auf. Ja, die Reaktion machte nicht einmal vor einem Hackerangriff auf die Homepage der Olympiasiegerin halt: "Long Live to peshmerga" stand da in hatschertem Englisch zu lesen. Angebliche Täter: Kurden.

Nun muss man Dujmovits nicht besonders gut kennen, um ihre Angst nachvollziehen zu können. "Ich bin nicht Snowboarderin geworden, um unter Polizeischutz und bewacht von Scharfschützen Rennen zu fahren", sagte sie. Das ist ihr gutes Recht. Auch dass sie in dieser Angelegenheit sämtliche Versicherungen weggewischt und - sehr zum Ärger der türkischen Gastgeber - auf ihr Bauchgefühl gehört hat, kann man der Athletin schwer vorwerfen. Wie kommt sie, die sich in ihrer Freizeit gern mit Esoterik und Yoga beschäftigt, dazu, eine Einschätzung über die Situation in Anatolien zu treffen? Dass sie mit ihrem Gefühl nicht so daneben lag, zeigt auch die Tatsache, dass ursprünglich selbst der ÖSV seinen Schützlingen von der Reise abgeraten hatte - dann aber doch dem Druck nachgab. Dujmovits hat sich nur an das gehalten, was sie auch im Netz über sich sagt: Dass sie ihrem Gefühl vertraut. Und auch "alles für möglich" hält.