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Viele Betriebe planlos auf Facebook

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Facebook, Xing und Twitter beliebteste Plattformen. | Soziale Netzwerke nicht mit Werbung verwechseln. | Wien. "Das langersehnte Wochenende naht: Was habt ihr Hirter Freunde so vor? Relaxen, Sport, Faschingssitzung gehen oder einfach gemütlich ein Hirter mit Freunden trinken?", fragt die Brauerei Hirt auf ihrer Facebook-Seite.


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So wie die Kärntner Privatbrauerei nutzen 48 Prozent der österreichischen Unternehmen soziale Netzwerke, wie eine Umfrage des E-Centers der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ergeben hat. Vor einem Jahr waren es erst 39 Prozent.

Die beliebteste Plattform ist Facebook: 77 Prozent der im Netz aktiven Betriebe nutzen dieses Netzwerk, dahinter folgen mit fast 56 Prozent die Business-Plattform Xing sowie mit knapp 24 Prozent der Online-Kurznachrichtendienst Twitter. Knapp 18 Prozent veröffentlichen täglich Nachrichten, zwei Drittel zumindest wöchentlich.

Nur ein Vierteldefiniert Ziele

Die Wirkung von Social Media auf das Geschäft können 41 Prozent der befragten Betriebe nicht einschätzen. Um den Erfolg zu beziffern, braucht es aber konkrete Ziele - jedoch hat sich nur ein Viertel der befragten Betriebe unternehmerische Ziele in sozialen Netzwerken gesetzt. "Die Zielsetzung ist den meisten Unternehmen nicht klar. Firmen sollten aber schon vor dem Einstieg in soziale Medien Unternehmensziele definieren", sagt Gerhard Laga, Leiter des E-Centers der WKÖ. Die Unternehmen mit Zielen nennen Imagepflege, Neukundengewinnung, Kundenbindung sowie die Verbesserung des Kundenservice. "Je nach Ausrichtung des Unternehmens sollte eine passende Social-Media-Strategie entwickelt werden", so Laga.

"Soziale Netzwerke sind mehr als Ein-Weg-Kommunikation", betont Laga. Deshalb sollten Firmen beispielsweise nicht Presseaussendungen auf der Facebook-Seite posten. Auch Horant Woschitz, Geschäftsführer der Schokothek, ist überzeugt: "Werbung, Angebote und Preise wie im Flugblatt sind auf Facebook aus meiner Sicht sinnlos." Es gehe darum, den Freunden ihre Stimmung zu entlocken. "Wenn sie dann Gusto auf Süßes haben, sollen sie rosarot denken", formuliert Woschitz das Ziel.

Seit rund einem Jahr ist der Süßwarenhändler mit 70 Mitarbeitern und 16 Filialen in Österreich auf der Social-Media-Plattform vertreten. "Auszuloten, bei welchen Interessensgebieten die Leute einsteigen, funktionierte über Trial and Error", sagt Woschitz. Viel Feedback gab es etwa zum Produktfoto eines High Heels aus Schokolade. "Da dies offensichtlich ein interessantes Produkt ist, werden wir es auch im Laden prominenter platzieren", sagt Woschitz. Er meint, dass im Internet Gesetze wie im realen Leben gelten, nur dass es schneller sei - und dass eine sofortige Antwort erwartet werde.

Woschitz kümmert sich selbst um die Seite, die mehr als 3000 Freunde hat. Die Betreuung nimmt einige Minuten bis Stunden pro Woche in Anspruch. "Aufgrund dieses Aufwandes sind wir auch nicht auf mehreren Social-Media-Plattformen aktiv", sagt Woschitz.

Erfolgreich sind Gewinnspiele: Zum Valentinstag habe die Schokothek dadurch innerhalb von drei Tagen 400 neue Freunde dazubekommen. Ab Herbst soll Facebook eng mit dem neuen Schokothek-Onlineshop verbunden werden.

Auch Hirter Bier verlost Preise übers Internet. Rund 19.000 Freunde hat die Brauerei auf Facebook versammelt. Seit eineinhalb Jahren werden Produktneuheiten, Rezepttipps und Fragen gepostet, um mit Freunden in den Dialog zu kommen. "Facebook ist ein gutes Marketinginstrument, man muss aber als Firma authentisch und ehrlich bleiben. Bei uns wird nichts zensiert", betont Hirter-Marketingleiterin Caroline Kröpfl, die täglich rund eine halbe Stunde für die Betreuung der Seite verwendet. "Handy-Apps und Gewinnspiele sind aber sehr zeitaufwändig", sagt Kröpfl.

"Zumindest soziale Netzwerke beobachten"

Firmen, die unsicher sind und noch nicht in sozialen Netzwerken aktiv sind, sollten das Internet zumindest passiv beobachten. "Nur wenn man nicht selbst mit einer Facebook-Seite vertreten ist, heißt das noch nicht, dass nichts über die Firma im Internet geschrieben wird", sagt Laga.

Nicht alle Betriebe müssten jedoch ihre eigene Facebook-Seite kreieren: Für manche Firmen reiche es auch, in speziellen Internet-Foren aktiv zu sein und damit Kunden zu gewinnen.

"Die Probleme durch soziale Netzwerke sind aber nicht so groß, wie es oft dargestellt wird", sagt Laga. 17 Prozent der Firmen hatten Probleme oder Schäden durch soziale Netzwerke - vor allem durch Falschinformation über das Unternehmen sowie durch Veröffentlichung von betriebsinternen Informationen.

Broschüre "Social Media Guidelines für KMU" zum kostenlosen Herunterladen E-Day am 3. März in der WKÖ, Website zur Anmeldung Österreich liebt Soziale Netzwerke