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Viele haben den Falkland-Krieg noch lange nicht überstanden

Von Michael Schmölzer

Politik

Wien - Es war genau heute vor 20 Jahren, am 2. April 1982, als 5.000 argentinische Soldaten auf den unter britischer | Hoheit stehenden Falkland-Inseln landen, die 79 dort stationierten Engländer überwältigen und das Eiland in Besitz nehmen. In der Folge lässt Premierministerin Margaret Thatcher, die den Verlust einer der letzten Flecken des ehemals weltumspannenden Empires nicht toleriert, eine Armada von 36 Kriegsschiffen auslaufen. Es kommt zu blutigen Gefechten, die mit der Rückeroberung der Falklands und der Kapitulation der Argentinier am 14. Juni enden. Der Krieg ist für viele Veteranen allerdings immer noch nicht vorbei.


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Die blutige Bilanz des Feldzuges beläuft sich, in Zahlen ausgedrückt, auf etwa 1000 Gefallene, davon 256 Engländer. Auch die Kosten für die Rückeroberung waren immens; Sie werden in London mit umgerechnet etwa 700 Millionen Euro beziffert.

Ein hoher Preis, den die einstige Kolonialmacht für eine Inselgruppe mit etwa 2300 Einwohnern, die hauptsächlich vom Fischfang leben, zahlen musste. Der Prestige-Feldzug, der in England und zu Beginn auch in Argentinien eine Welle der nationalen Begeisterung auslöste, fordert auch nach 20 Jahren immer noch seinen Tribut: Britische Veteranenverbände schätzen, dass die Anzahl derer, die während der letzten zwei Jahrzehnte an den direkten Folgen des Krieges zu Tode kamen, die Zahl der am Schlachtfeld Gefallenen mittlerweile übersteigt.

Falkland-Trauma

PTSD - Post Traumatic Stress Disorder - heißt die Krankheit, an der nicht wenige Veteranen leiden und die jährlich etwa zehn Ex-Soldaten zum Selbstmord treibt. Zum Krankheitsbild gehören: Depressionen, Drogenmissbrauch, Alkoholismus, extreme Stimmungsschwankungen, die oft zu Jobverlust, Abgleiten in die Kriminalität und in den schlimmsten Fällen zum Suizid führen. Exakte Zahlen über das wahre Ausmaß von PTSD gibt es freilich nicht, da die Opfer der Krankheit in den Selbstmordstatistiken nicht gesondert angeführt werden. Aber selbst die vorsichtigsten Schätzungen gehen davon aus, dass die 256 im Kampf gefallenen Briten nur mehr einen Teil der Gesamtopfer ausmachen.

Falkland-Kämpfer Denzil Connik von der "South Atlantic Medal Association", einer Veteranenvereinigung, prozessiert seit Jahren in dieser Sache

gegen das Britische Verteidigungsministerium. Was ihn am meisten in Rage bringt ist, dass die verantwortlichen Militärs das Problem einfach nicht zur Kenntnis nehmen und von einer medizinischen Behandlung von PTSD-Fällen nichts wissen wollen. Connik macht diese militärischen Hardliner, die an den Schalthebeln sitzen und

im Fachjargon "stiff upper lip brigade" genannt werden, für die exorbitante Selbstmordrate verantwortlich. Der Ex-Soldat hat bereits eine Protestnote an Premier Tony Blair verfasst, in der er die mangelhafte Betreuung von PTSD anprangert.

Flashback

Unter denjenigen, die gerichtlich gegen das Verteidigungsministerium in London vorgehen, befindet sich auch eine Gruppe von 40 walisischen Marinesoldaten, die während des Falkland-Krieges im brennendenWrack des Kriegsschiffes "Sir Galahad" eingeschlossen waren und überlebt haben. Seit diesem Erlebnis könne er - nur um ein Beispiel zu nennen - den Geruch von gegrilltem Fleisch nicht mehr ertragen, erläutert einer der Männer.