)
"Man hat das Gefühl, man ist auf einem Basar." - "Die Leute handeln, wo's nur geht." - "Am liebsten hätten sie's geschenkt." - Was hier klingt wie eine typische Konversation unter Flohmarkt-Standlern, stammt aus dem Munde von Angestellten in heimischen Brautmodensalons. Wird aufgrund der Konjunkturflaute auch schon beim Hochzeitsbudget gespart?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der schönste Tag im Leben einer Frau ist meistens auch ihr teuerster. Für ein Fest mit allem Drum und Dran, an das sich die Verwandtschaft auch nach zehn Jahren noch zurückerinnern soll, sind laut Experten, wenn man's "g'scheit" machen will, mindestens 100.000 Schilling oder - in der neuen Währung - etwa 7.200 Euro zu veranschlagen.
Am Event Hochzeit verdienen nicht nur die Brautausstatter. Auch Juweliere, Floristen und Gastronomie schneiden sich mehr oder weniger große Stücke vom (Hochzeits-)Kuchen ab. Dazu kommen noch Fotografen, Druckereien, Konditoreien, Auto- und Partyzeltverleihfirmen, etc. Alles in allem ist Heiraten für manche Branchen ein wichtiger Umsatzbringer, und im Business hört sich bekanntlich die Romantik auf. Dennoch: Gewisse Dinge waren bisher ein absolutes Tabu.
Berechnende Bräute
"Das hat es früher nicht gegeben", sagt Petra Pabst, Filialleiterin des Brautmodengeschäfts Pronuptia in der Wiener Innenstadt. Beim Kauf eines Brautkleides einen Preisnachlass auszuhandeln, sei bislang nicht der Usus gewesen. Warum seit einiger Zeit ungeniert gefeilscht wird, kann sie sich nicht so richtig erklären. Für eine Linzer Brautmodenverkäuferin ist jedoch sonnenklar: "Die meisten denken sich: Es ist ja nur für den einen Tag, warum soll ich also so viel ausgeben?" So manche scharf kalkulierende Ehefrau in spe hätte gern "ein Kleid, das ausschaut wie 20.000 Schilling, aber kosten soll's nix."
Doch offenbar herrscht diese Einstellung nicht im ganzen Land. In der "Provinz" gehen die Uhren offenbar noch richtig. "Wir orten keinen Trend zur Sparsamkeit", sagt Hilde Wappel vom Brautsalon Hilde & Hilde im steirischen Pinggau. Die Gruppe von Kundinnen, die günstig kaufen wollen, sei nicht größer geworden. "Bei uns im Waldviertel wird nicht gefeilscht, und wir geben prinzipiell keinen Nachlass", verlautet Ähnliches aus einer Brautmoden-Boutique in Horn. Die schleppenden Geschäfte im Jahr 2001 seien allein auf die sinkende Anzahl der Eheschließungen - bundesweit gab es im Vorjahr ein Minus von 12,9% auf 33.911 - zurückzuführen und nicht, weil man sich keine schöne Hochzeit mehr leisten könne.
Weniger Feiern
Auch die Gastronomie bestätigt: Es gibt weniger Hochzeitsfeiern, diese werden aber nach wie vor gebührend begangen. Hermann Prilisauer, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien und Inhaber eines auf Hochzeiten spezialisierten Restaurants in Hütteldorf, ortet sogar einen zunehmenden Trend zu Pomp und Trara, nach der Devise "Wenn schon, denn schon." Früher habe er 40 Hochzeiten im Jahr gehabt, jetzt seien es nur mehr etwa 20, allerdings mit mehr Gästen.
Beim Brautstrauß und der Blumendekoration wird auch nicht gespart. Die Blumen seien aber ohnehin das letzte, an das Mann und Frau beim Heiraten denken, klagt der Wiener Blumenhändler und ehemalige Obmann der Bundesinnung der Gärtner und Floristen, Klaus Ruhnau. Der Brautstrauß werde oft erst in letzter Minute besorgt.
Und wie sieht es mit den Ringen aus? - Karl Mayerhofer, Obmann des Bundesgremiums für den Uhren- Schmuck- und Antiquitätenhandel: "Beim Ehering wird nicht gespart. Qualität geht vor." Er schätzt, dass vom Branchenumsatz nur ein kleiner Teil - etwa 2% bis 3% - auf Trauringe entfällt.