Österreich unter den zehn glücklichsten Ländern der Welt, Ägypten ist abgestürzt.
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Wien. "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist." Vielleicht liegt ja Österreichs achter Platz in der Reihung der glücklichsten Länder der Erde auch daran, dass seine Bewohner diese Zeilen aus der "Fledermaus" verinnerlicht haben. Der am Montag vom Earth Institute der renommierten Columbia Universität in New York erstellte "World Happiness Report" für 2013 hat 160 Staaten untersucht und zählt vorwiegend europäische Länder zu den glücklichsten der Erde. Ganz vorne liegt - wie im ersten Report 2012 - ein EU-Land, das nicht den Euro als Währung hat: Dänemark, gefolgt von den Nicht-EU-Ländern Norwegen und Schweiz. Zum Vergleich die Plätze der politisch und wirtschaftlich dominierenden Länder der Erde: 17. USA, 22. Großbritannien, 25. Frankreich, 26. Deutschland, 43. Japan, 68. Russland, 93. China.
Solche Glücksstudien erheben das subjektive Wohlbefinden der Befragten. Dieses hängt natürlich meist mit den Verhältnissen im jeweiligen Land - Vermögensverteilung, Arbeitsmarkt, Bildungschancen, Gesundheitsversorgung, soziale Sicherheit et cetera - zusammen. Während die Spitzenländer auf einer Skala von 1 bis 10 auf Durchschnittswerte von mehr als 7,6 kommen, gibt es am Ende der Liste afrikanische Länder mit Werten unter 3: Ruanda, Burundi, die Zentralafrikanische Republik, Benin und Togo.
Ägypten ist in den letzten Jahren von 5,4 auf 4,3 abgestürzt, deutlich gesunken sind auch die Werte von Myanmar und Saudi-Arabien, aber auch in den Eurozonen-Ländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. Der dänische Glücksforscher Christian Bjornskov, Ökonomie-Professor an der Aarhus Business School, meint zu wissen, warum seine Landsleute besonders glücklich sind: "Sie können auch Menschen, die sie nicht kennen, vertrauen. Vertrauen hilft, um Menschen glücklich zu machen. Und Dänen fühlen sich imstande, Dinge in ihrem Leben zu ändern, wenn sie ihnen nicht passen."
Wahres Glück wird geteilt
An der dänischen Gesellschaft sei auffallend, dass man sich nicht in das Leben anderer einmische, weshalb jeder das Leben führen könne, das er wolle. In anderen Ländern sei das nicht immer möglich. Dazu komme, so Bjornskov, eine andere Einstellung zu materiellen Gütern: "Geld ist im sozialen Leben hier nicht so wichtig wie etwa in Großbritannien oder Amerika. Wir kaufen keine großen Häuser oder Autos, wir ziehen es vor, Geld für gemeinsame Unternehmungen auszugeben."
Die große soziale Verbundenheit und die Partizipation am Gemeinwesen dürften eine Erklärung für die glücklichen Dänen sein. 94 Prozent vertrauen in Dänemark fest darauf, dass ihnen in einer Notlage jemand hilft, die Wahlbeteiligung liegt bei 88 Prozent, und 89 Prozent sagen, dass sie an einem Durchschnittstag mehr positive als negative Erfahrungen machen - das sind Spitzenwerte in der OECD.
Der aus der Schweiz stammende Glücksforscher Anton Bucher, Religionspädagoge an der Universität Salzburg, hält es für keinen Zufall, dass die skandinavischen Länder an der Spitze liegen: "Das sind Länder in der Tradition des Protestantismus, wo individuellen Freiheiten ein hoher Stellenwert eingeräumt wird." Dazu komme noch ein starker sozialer Zusammenhalt. In Ländern, wo man das Gefühl habe, "etwas tun zu können, mitbestimmen zu können", wie es auch in der Schweiz mit ihrer langen demokratischen Tradition der Fall sei, seien die Menschen glücklicher, in den postkommunistischen Staaten seien sie dagegen unglücklicher.
Zu den stärksten Faktoren für Glück zählt Bucher ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl, oft verbunden mit Extraversion und mit der Gelegenheit zu einer Tätigkeit, die einem Freude macht. Er verweist auf die Weisheit "Nichts ist beglückender, als sich auf einen Stuhl zu setzen, den man selber gezimmert hat." Dazu komme aber noch eine soziale Komponente: "Wirkliches Glück ist in der Regel geteiltes Glück."
Für Glück, das einem etwa als Lottogewinn in den Schoß fällt, gibt es das englische Wort "luck". Das nachhaltige Glück im Leben, das man "happiness" nennt, könne man, so Bucher, selbst beeinflussen: "Ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben, sich ehrenamtlich zu engagieren, das kann Glück nachhaltig heben."
Letztlich entscheidet das eigene Empfinden, ob man glücklich ist oder nicht. Das wissen wir schon aus dem Märchen "Hans im Glück", dessen Held mit allem, was er gerade hat - sei es ein Goldklumpen oder gar nichts mehr -, zufrieden ist. Und darauf deutet auch ein Shakespeare-Zitat hin, das just einem Dänenprinzen in den Mund gelegt wurde: "Ich könnte in eine Nussschale eingesperrt sein und mich für einen König von unermesslichem Gebiete halten ..."
Siehe auch: www.wienerzeitung.at