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Viele Stipendien, große Chancen

Von Stefan Beig

Wissen

Fürs Studieren im | Ausland gibt es viele Möglichkeiten. | Bessere Noten - vielleicht mehr Geld. | Wien. Das Stipendienangebot ist riesig. Über die zig hundert Fördermöglichkeiten hat leider kaum einer den Überblick. Viele Studenten erfahren erst zu spät oder nie von den Förderungen. Es lohnt sich daher, Licht in den Stipendiendschungel zu bringen.


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Zunächst bieten die Universitäten selbst Beratung. Wer konkrete Informationen sucht, wendet sich am besten an Studierendenberatung, Forschungsservices oder die Österreichische Hochschülerschaft. Neben österreichweit an allen Fakultäten angebotenen Stipendien hat jede Uni eigene, spezifische Stipendien. Hierfür liefern die Mitteilungsblätter und Online-Zeitungen der Uni-Homepages wertvolle Informationen.

Eine hilfreiche, erst wenig bekannte Internetseite mit umfangreicher Stipendiendatenbank hat der Österreichische Austauschdienst ( www.grants.at ). Auch Innovations- und Bildungsministerium bieten nützliche Links (siehe Infokasten).

Manche Förderungen helfen bei Finanznöten, andere belohnen gute Leistungen, einige erleichtern das Auslandsstudium, wieder andere fördern wissenschaftliche Arbeiten. Je nach Stipendium sind die Vergabebedingungen sehr verschieden. Häufig ist das Tempo wichtig, in dem studiert wird!

Der bürokratische Aufwand mancher Stipendienansuchen wirkt etwas abschreckend. Davon sollte man sich aber nicht beeindrucken lassen. Meistens zahlt er sich nämlich aus. Wer es versucht, wird in den meisten Fällen für seine Hartnäckigkeit belohnt.

Finanzierungshilfe

Wer Schwierigkeiten hat, sein Studium zu finanzieren, wendet sich am besten an die Studienbeihilfenbehörde ( www.stipendium.at ). Studenten in Wien und Niederösterreich steht die Wiener Stipendienstelle (10., Gudrunstraße 179a) zur Verfügung. Das wichtigste Stipendium ist die Studienbeihilfe, die sozial bedürftige Studenten mit einem Monatsbetrag von 15 bis 606 Euro unterstützt, der je nach dem Vermögen der Eltern und der Familiengröße berechnet wird. Auf gute Noten kommt es nicht an. Die Mindeststudienzeit sollte um höchstens ein Semester überschritten werden. Ein Studienwechsel nach mehr als zwei Semestern führt zum Verlust der Studienbeihilfe! Von den rund 50.000 Studenten, die im Wintersemester 2002 die Studienbeihilfe beantragt haben, wurden 80 Prozent angenommen.

Andere Förderungen der Studienbeihilfenbehörde tragen die Kosten für die Fahrt zur Uni, die Kinderbetreuung, einen Auslandsaufenthalt (siehe unten) oder die Abschlussphase des Studiums. Eine spezielle Form der Studienbeihilfe ist das "Selbsterhalterstipendium", das Studenten, die seit mindestens vier Jahren berufstätig sind, zugute kommt.

Belohnung für Leistung

Für hervorragende Studienleistungen werden Leistungs- und Förderstipendien vergeben. Das jeweilige Einkommen spielt dabei keine Rolle. Im Gegensatz zur Studienbeihilfe gibt es auf beide Stipendien keinen Rechtsanspruch! Man sollte es dennoch versuchen. Die Vergabe obliegt den einzelnen Unis. Beim Dekanat oder bei der Direktion müssen Studienbuchblätter und dafür Zeugnisse samt Kopien eingereicht werden.

Höhe des Stipendiums und Aufnahmebedingungen bestimmt das jeweilige Dekanat. Auf der Website www.stipendium.at gibt es eine Liste mit den entsprechenden Links zu allen Universitäten. Prinzipiell sind ein guter Notendurchschnitt (oft unter 2,0 oder unter 1,5), genügend Wochenstunden und eine schnelle Studiengeschwindigkeit für die Vergabe entscheidend. Die Höhe des Leistungsstipendiums liegt zwischen 727 und 1500 Euro, jene des Förderstipendiums zwischen 730 und 3640 Euro. Förderstipendien werden jedes Semester vergeben, Leistungsstipendien nur im Sommersemester. Während das Leistungsstipendium den Studienerfolg belohnt, richtet sich das Förderungsstipendium an Personen, die eine wissenschaftliche Arbeit (Diplomarbeit, Dissertation, Projektarbeit) planen.

Nicht daheim studieren

Ein ganzes Studium im Ausland kommt mangels finanzieller Hilfe sehr teuer. Für ein- oder zweisemestrige Auslandsaufenthalte stehen hingegen etliche günstige Stipendien zur Auswahl. Die Bekanntschaft mit neuen Sprachräumen, Kulturen und Unis lohnt sich. Viele Unternehmen setzen ein Auslandsstudium voraus. Rund 30 Prozent der österreichischen Absolventen sind zeitweise im Ausland, an der Wirtschaftsuni sind es sogar über 50 Prozent. Die wichtigste Kontaktadresse ist das Büro für Internationale Beziehungen.

Bezieher der Studienbeihilfe haben Anspruch auf zusätzliche Unterstützung (siehe www.stipendium.at ). Neben einem Reisekostenzuschuss zahlt die Auslandsbeihilfe einen je nach Zielland unterschiedlich hohen Monatsbetrag und auch noch Geld für Sprachkurse. Die entsprechenden Formulare gibt es bei der Stipendienstelle. Bis zu drei Monate nach Beginn des Auslandsaufenthalts kann ein Antrag gestellt werden. Am Ende des Auslandsstudiums muss man anhand der abgelegten Prüfungen den Studienerfolg vorweisen, sonst muss die Studienbeihilfe rückgezahlt werden!

Auslandsstipendien

Das EU-Programm "Erasmus" ( www.erasmus.at ) ist das beliebteste Auslandsstipendium. Es wird jährlich von 5000 Studenten genützt und deckt alle Mehrkosten. An den meisten Unis geben eigene Erasmus-Beauftragte Tipps zu den Programmen. Die Höhe der monatlichen Unterstützung liegt zwischen 180 bis 350 Euro und hängt vom Studienland ab. Weiters bekommt man automatisch einen Studienplatz ohne Aufnahmetest, zahlt keine Studiengebühren und kann ohne Probleme die im Ausland absolvierten Prüfungen an der Heimatuni anrechnen lassen. Erasmus ist ein Abkommen zwischen einzelnen Staaten und umfasst nur bestimmte Unis. Es stehen nicht alle Unis zur Auswahl. Jede Fakultät hat eine eigene Liste mit "Partnerunis".

Für Studienaufenthalte im mittel- und osteuropäischen Raum empfiehlt auch sich das Ceepus (Central European Exchange Program for University Studies; www.ceepus.info ). Bei diesem Angebot gibt es Ermäßigungen in Form eines monatlichen Mobilitätszuschusses sowie eines Reisekostenzuschusses.

Der Österreichische Austauschdienst gibt auf seiner Website ( www.oead.ac.at ) einen Überblick über diverse Kulturabkommen.

Technikern, Naturwissenschaftern und Wirtschaftsinformatikern sei die Iaeste (International Association for the Exchange of Students for Technical Experience; www.iaeste.at ) ans Herz gelegt. Diese internationale Studentenorganisation vermittelt Auslandspraktika für 4 bis 72 Wochen. Sie organisiert die Unterkunft und bezahlt die Lebenserhaltungskosten. Die Bewerbung erfolgt online.

Rund 250 österreichische Studenten jährlich nutzen auch das Angebot von "Leonardo da Vinci" ( www.leonardodavinci.at ) für ein Auslandspraktikum. Die Geförderten zahlen weder Reisenoch Versicherungskosten und erhalten maximal 300 Euro pro Monat.

Studien-Endphase

Auch in der Studien-Endphase bietet die Studienbeihilfenbehörde bei finanzieller Belastung und "Originalität" der wissenschaftlichen Arbeit Stipendien an. Einige Doktoranden-Stipendien vergibt etwa die Österreichische Akademie der Wissenschaften ( www.stipendien.at ) . Ein jährlicher Förderbetrag von 30.000 Euro brutto ermöglicht, sich ausschließlich der Dissertation zu widmen. Auch der Theodor-Körner-Fonds und einige Interessenvertretungen bieten Unterstützung. Für gelungene Dissertationen winken Preise von Privatstiftungen wie der Dr.-Maria-Schaumayer-Stiftung.

Interdisziplinär

Für vielseitig interessierte Studenten könnte das interdisziplinäre Studienförderungswerk "Pro Scientia" ( www.proscientia.at ) genau das Richtige sein. Neben einer Fördersumme von 600 Euro und regelmäßigen Treffen mit Referenten aus allen möglichen Wissensgebieten wird auch eine einwöchige Sommerakademie finanziert, die für viele zum Höhepunkt des Studienjahres wird.

Und seit dem Wintersemester 2006 finanziert eine Privatstiftung des Konzerns "Mondi" ein attraktives neues Stipendium namens "Austria Student Scholarship" ( www.mondi.co.uk/austria-student-scholarship ). Die Geförderten erhalten jährlich bis zu 12.000 Euro für Studien- und Lebenserhaltungskosten. Für bereits laufende Studien wird dieses Stipendium allerdings nicht vergeben.