Schon 1988 wurde "Gesundheitsreform" in Deutschland zum "Wort des Jahres" gewählt. 18 Jahre später schreibt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Große Koalition sei bloß dabei, mehr Geld in ein ineffizientes System zu pumpen.
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Dabei stellt ein unlängst veröffentlichter 12-Länder-Vergleich europäischer Gesundheitssysteme (ohne Österreich), veröffentlicht von der schwedischen Privatfirma Health Consumer Powerhouse, dem deutschen Gesundheitssystem ein durchaus gutes Zeugnis aus: Zusammen mit dem der Schweiz und der Niederlande liegt es ganz vorne, was die Benutzerfreundlichkeit betrifft. Nur von Frankreich werden sie alle noch übertroffen.
Allerdings haben alle Gesundheitssysteme der westlichen Welt mit den gleichen Problemen zu kämpfen: Die Kosten steigen wegen neuer Technologien und Arzneimittel. Die wachsende Zahl der älteren Bürger will versorgt werden, während gleichzeitig die Zahl der Beitragszahler sinkt. Gerade Länder wie die genannten bilden auch die Spitze beim Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt - auch Österreich ist hier an vorderster Front vertreten.
Wie die verschiedenen Länder ihre Gesundheitsleistungen finanzieren, scheint für die Effizienz keine große Rolle zu spielen: Sowohl die Briten als auch die Skandinavier zahlen dafür mit ihren Steuern. Während in Großbritannien das System mehr schlecht als recht funktioniert, sind etwa die Dänen mit dem ihren durchaus zufrieden.
Franzosen und Niederländer haben hingegen Krankenkassen. Beide Länder haben bereits Reformschritte gesetzt, die deren Defizit drücken sollen. In Frankreich schießen die Patienten das Geld für ihren Arztbesuch vor und bekommen es teilweise rückerstattet. Die Niederlande übertrugen die Verantwortung an private Kassen, Arzt-Tarife legt aber eine übergeordnete Stelle fest.
Österreich wird bei den deutschen Nachbarn oft als positives Beispiel hergenommen - das System der Krankenkassen, zu dem der Bund in vergleichsweise bescheidenem Maße zuschießt, wird gern mit der "Bürgerversicherung" gleichgesetzt, wie sie die SPD vorschlug.
Kritiker befürchten, dass die neue deutsche Gesundheitsreform ihr Ziel verfehlt: Der Mangel an Transparenz und Wettbewerb würde fortbestehen.