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Viele wollen ein Stück vom Kuchen

Von WZ Online

Politik

Wien. Mit einer Großdemo in Wien will die Gewerkschaft heute ihrer Forderung nach fairen Lohnabschlüssen Nachdruck verleihen. Derzeit stocken die KV-Verhandlungen für rund 400.000 Beschäftigte. Bereits am Vormittag demonstrieren die Schüler gegen Einsparungen im Bildungsbereich.


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Die Industriellenvereinigung (IV) sieht die Bevölkerung auf ihrer Seite und die heutige Protestveranstaltung mehrerer Großgewerkschaften als Verkennen der wahren wirtschaftlichen Situation. "Nur neun Prozent der Arbeitnehmer sind zu keinem Lohnverzicht bereit", so Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), mit Verweis auf eine aktuelle GfK-Umfrage im Auftrag der IV. Einmal mehr betonte Sorger, dass nicht an eine generelle Nulllohnrunde gedacht sei, sondern an eine Lohnpolitik angepasst an die spezifischen Situation der verschiedenen Branchen.

Die bisherigen Lohnabschlüsse waren weit von Nulllohnrunden entfernt. Die Metaller, deren Abschluss bisher als richtungsweisend für alle anderen KV-Abschlüsse galt, haben bei der Herbstlohnrunde 3,8 Prozent mehr Lohn bekommen. Damals wie heute war und ist das Argument der Gewerkschaften: Industrie und Handwerk haben 2008 gut verdient, wofür die Beschäftigten ihren Anteil bekommen sollen. Sorger wiederum vermutet, dass die Gewerkschaften den Ernst der wirtschaftlichen Lage nicht erkannt haben und verweist darauf, dass noch nicht die Talsohle der Krise erreicht wurde.

"Wir verzichten nicht"

Die Industrie bleibe bei der ausgestreckten Hand, werde sich aber nicht von den Protesten beeindrucken lassen, meinte Sorger am Mittwoch im Vorfeld der heutigen Gewerkschaftsdemo "Wir verzichten nicht - für faire Einkommen, für unseren Kollektivvertrag. Der Kollektivvertrag (KV) regelt die Besserstellung von Arbeitnehmern über den gesetzlichen Vorgaben hinaus. So sorgt der KV für eine jährliche Gehaltserhöhung, Überstundenzuschläge die über die gesetzlich vorgesehenen 50 Prozent hinausgehen, Arbeitszeiten unter den üblichen 40 Wochenstunden, etc. Derzeit stocken die KV-Verhandlungen für rund 400.000 Beschäftigte.

Arbeitnehmer würden warten

Laut der GfK-Umfrage im IV-Auftrag wären zwei von drei Arbeitnehmern bereit, auf eine Lohnerhöhung ein halbes Jahr zu warten - wenn in der Krise auch die Firma ihren Beitrag leistet. Für Kurzarbeit kann sich die Hälfte der 500 Befragten erwärmen. Ein Gehaltsverzicht für ein Jahr käme für 29 Prozent in Frage. Zu weniger Pension sind laut Umfrage 18 Prozent bereit.

Die Demonstration startet heute um 15.30 Uhr am Wiener Schwarzenbergplatz, dem Sitz der Industriellenvereinigung. Dann marschiert der Protestzug über den Karlsplatz zur Wiedner Hauptstraße 63, dem Sitz der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Dort findet um 17.00 Uhr die Abschlusskundgebung statt. Als Redner sind ÖGB-Präsident Erich Foglar, Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel und die Vorsitzenden der fünf aufrufenden Gewerkschaften vorgesehen.

"Revolution" protestiert

Rund 60 Anhänger der linken Jugendorganisation "Revolution" haben Mittwoch Früh am Stephansplatz dafür demonstriert, dass für Schüler an schulautonomen Tagen weiterhin kein Unterricht stattfindet. "Revolution" hat außerdem weitere Proteste angekündigt. Die Einigung zwischen einem Großteil von Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern sei zwar ein Teilerfolg, "es liegt aber daran, weiter Druck zu machen, weil der Schulgipfel keine Entscheidungsmacht hat", sagte der Sprecher der Organisation, Roman Birke.

Die heutige Demonstration sei wichtig gewesen, um für den Bildungsgipfel von Schülerseite "Druck auszuüben". Außerdem sei sie ein Zeichen der Solidarität mit der Gewerkschaft, an deren Protestmarsch am Nachmittag die Schüler ebenfalls teilnehmen wollen. (APA)

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