Plachutta-Affäre als Einblicke in Welt, die von nörgelnden Kunden, Stress und geringer Bindung zwischen Chefs und Mitarbeitern geprägt ist.
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"Der Mitarbeiter ist ohne zu fragen in unser Warenlager gegangen und hat dort ein halbes Kilogramm Staubzucker entnommen. Er hat den Inhalt auf einen Teller geleert und danach mitgebrachte Erdbeeren verzehrt, es geht nicht um den Warenwert ... Weiters möchten wir festhalten, dass es sich bei dem Mitarbeiter, um einen slowakischen Staatsbürger handelt, der lediglich zu Arbeitszwecken temporär nach Österreich kommt. Es verwundert uns, dass gerade die Arbeiterkammer, die dieses System so anprangert, jene Leute und deren massives Fehlverhalten unterstützt."
Das ist ein Auszug aus Mario Plachuttas Stellungnahme zu der Causa. Plachutta gilt im Umgang mit Mitarbeitern als "hart und nicht sehr herzlich" (Die Presse). Einem Koch, der zu viel lachte, verging das Lachen – er wurde dafür gefeuert. Ist man Plachutta-Kellner, ist es andererseits riskant, zu wenig zu lachen. Insgesamt nicht viel mehr als eine skurrile Episode aus einer Branche im Druckkochtopf.
Die hohe Fluktuation an Mitarbeitern, die minütliche Deadline für das Liefern von Speisen und Getränken, die notorisch nörgelnden Gäste: Alles Zutaten, die für das gedeihliche Zusammenleben zwischen Chefs und Untergebenen nicht gerade förderlich sind. Was die rein rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen betrifft, sind Betriebe wie Plachutta noch Vorzeigebetriebe.
Eine in der gesamten Gastro durchgeführte AK-Befragung von 370 Beschäftigten ergab, dass bei der Hälfte der Lohn nicht mit dem übereinstimmte, was an die Krankenkasse gemeldet wurde; der Großteil der in Restaurants oder Gasthäusern Beschäftigten war falsch angemeldet, in den Cafés traf das auf 17 Prozent zu. 42 Prozent der Dienstverhältnisse dauerten kürzer als drei Monate, nur 18 Prozent länger als ein Jahr.