Mit Sprache und Schrift lässt sich trefflich spielen. Nicht jede Volks-partei ist schließlich | eine Volxpartei. | Die Sache mit dem Volk ist ein Kreuz - politisch gesprochen. Natürlich könnten sich Politiker auch ein anderes Volk suchen, wenn sie mit ihrem derzeitigen nicht zufrieden sein sollten. Aber erstens traut sich das ohnehin niemand laut zu sagen, und zweitens stößt dies in der Praxis auf erhebliche Schwierigkeiten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Viel einfacher ist es da, sich symbolisch sein eigenes Volk zusammenzuschneidern. Statt Volksabstimmung über den EU-Reformvertrag heißt eine Initiative dann eben Volxabstimmung. Der Trend, in Kreisen links der Mitte den Leuten ein x für ein ks vorzumachen, ist jedoch keineswegs neu. 2001 sorgte eine Aktionistentruppe namens Volxtheaterkarawane beim EU-Gipfel in Genua für Wirbel, im sommerlichen Wien gibt es ein Volxkino unter freiem Himmel und in Kärnten eine Initiative Volxmusik, die sich der Erneuerung traditioneller Musik widmet.
Was wird mit dieser Umschreibung bezweckt? "Sprache ist nicht nur ein Darstellungsmittel für Sachverhalte, sondern auch ein Kundgebungsmittel", erläutert Hans Christian Luschützky, Professor am Wiener Institut für Sprachwissenschaft. Mit der Übernahme des Lautbilds in das Schriftbild sieht er in diesem Fall eine ideologisch begründete Verfremdung.
Der Schriftsteller Robert Menasse, der sich selbst für die Initiative Volxabstimmung engagierte, vermutet dahinter "eine Distanzierung von der in der deutschen Sprache leicht anrüchigen Bedeutung des Begriffs Volk." Menasse hat aber noch eine andere Interpretation bei der Hand: "Vielleicht bedeutet das x einfach nur, dass das Volk ein Rätsel ist - zumindest für die Regierenden."
*
Solokämpfer haben es in einem Parlament, das die strikte Einhaltung des Klubzwangs als Qualitätsmerkmal missversteht, nicht leicht. Das bekommt Alexander Zach, einsamer Liberaler auf roter Liste, immer dann zu spüren, wenn er mit eigenen Initiativen vorprescht. Erfolgserlebnisse - und seien sie nur symbolisch - sind da rar gesät.
Am Donnerstag jedoch ist Zach mit einer Initiative zur Entlastung Selbständiger ein kleines parlamentarisches Kunststück gelungen. Zunächst galt es, die notwendigen vier Unterstützungsunterschriften für die Einbringung des Antrags zu sammeln. Also pilgerte er zunächst zur SPÖ.
Mit der besonderen Unterstützung Selbständiger haben die Roten jedoch nur wenig am Hut. Also auf zur ÖVP, der das Thema inhaltlich auch deutlich näher liegt. Allein, die Schwarzen sahen sich aus taktischen Gründen zu einer schwarz-liberalen Allianz nicht imstande.
Und so machte sich Zach auf zum Rednerpult und stellte die Unterstützungsfrage an die versammelten Abgeordneten. Der Appell verfehlte seine Wirkung nicht, standen doch tatsächlich ausreichend Mandatare aus den Reihen von SPÖ und ÖVP zur Unterstützung auf. Womit der Antrag eingebracht war.
Nur bei der Abstimmung hielt dann doch wieder die traditionelle Ordnung Einzug. Während sich die vereinte grün-blau-orange Opposition hinter dem LIF-Antrag versammelte, bereiteten SPÖ und ÖVP dem Ansinnen ein rasches Ende.