Versicherungstitel stürzt nach Bekanntgabe schwacher Geschäftszahlen sowie einer massiven Dividendenkürzung um 18 Prozent ab.
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Wien. Einen solchen Kurssturz an einem Handelstag hat die Vienna Insurance Group ("Wiener Städtische") noch nie erlebt, seit sie an der Börse notiert: Um knapp 18 Prozent sauste ihr Aktienkurs am Donnerstag in den Keller. Im Handelsverlauf markierte der im Wiener Leitindex ATX gelistete Versicherungstitel, der sich nun schon seit vier Monaten auf Talfahrt befindet, mit 18,54 Euro ein neues Sechsjahrestief.
Auslöser des Crashs waren enttäuschende Bilanzzahlen für 2015 und die Ankündigung einer massiv gestutzten Dividende. Ebenso dürften der Geschäftsausblick für heuer und die nur unwesentlich adaptierte Konzernstrategie nicht nach dem Geschmack der Anleger gewesen sein.
Für die in Österreich und Osteuropa breit aufgestellte Vienna Insurance Group (VIG) war 2015 das schlechteste Jahr seit langem. Nach vorläufigen Zahlen schmolz der Vorsteuergewinn im Vergleich zu 2014 um mehr als zwei Drittel auf rund 172 Millionen Euro - bei Prämieneinnahmen von mehr als neun Milliarden.
Grund für den drastischen Ergebniseinbruch waren vor allem teure Abschreibungen - insbesondere im IT-Bereich, aber auch in Rumänien und Polen. Ebenfalls belastet haben die niedrigen Zinsen, was die Veranlagungserträge schmälerte. Wie die VIG am Donnerstag mitteilte, soll die Dividende nun von 1,40 Euro auf 60 Cent je Aktie gekürzt werden.
Bekenntnis zu Osteuropa
Für 2016 peilt Neo-Konzernchefin Elisabeth Stadler einen Vorsteuergewinn von "bis zu 400 Millionen Euro" an. Mit dieser Zielgröße ist die Nachfolgerin von Peter Hagen freilich relativ weit entfernt von jenen mehr als 518 Millionen Euro, die noch 2014 als Gewinn eingefahren worden waren. Wie Stadler dazu erklärte, würden sich die tiefen Zinsen auch im heurigen Jahr ergebnisbelastend auswirken. Ein Sparpaket sei deshalb aber nicht geplant.
An Zentral- und Osteuropa will die neue Chefin auch künftig festhalten. Dort erwirtschafte die VIG mittlerweile rund die Hälfte ihrer Prämien und mehr als die Hälfte ihres Gewinns.
In den nächsten Monaten will Stadler sämtliche 25 Märkte des Konzerns mit Blick auf mögliches weiteres Wachstum auf den Prüfstand stellen. Wachsen wolle die VIG sowohl aus eigener Kraft als auch durch Akquisitionen, wie sie sagte. Wobei Länder, in denen die VIG Top-Marktanteile hält, abgesichert werden sollen (dazu zählen Tschechien und die Slowakei mit jeweils deutlich mehr als 30 Prozent und Österreich mit knapp 24 Prozent). In Polen, Ungarn, Kroatien und Serbien sollen die Marktanteile mittelfristig auf zumindest zehn Prozent gesteigert werden.
Mehrmarkenstrategie bleibt
An der Mehrmarkenstrategie will Stadler nicht rütteln. Aber in den jeweiligen Geschäftssparten will sie nun einen stärkeren Fokus auf den Verkauf von Krankenversicherungen legen. Der Grund: In vielen Ländern würden die Gesundheitssysteme und deren zukünftige Finanzierbarkeit diskutiert, so Stadler. Generell will die VIG-Chefin auf der Produkt- und Service-Seite neue Schwerpunkte Richtung Digitalisierung setzen.