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Vier Augen und eine Hoffnung

Von Christina Böck

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"Nicht immer nachvollziehbar"
ist eine Wendung, die man im Zusammenhang mit Geldauszahlungen nicht so gern hört. Klingt zwar nicht ganz so übel wie "dolose Handlungen", aber auch nicht viel erstrebenswerter. Nicht immer nachvollziehbar findet also der Rechnungshof laut vorzeitig veröffentlichtem Bericht die Zahlungen des Burgtheaters an seinen damaligen Direktor Matthias Hartmann.

Anders als ein kürzlich an die Öffentlichkeit gelangtes Gutachten der Korruptionsstaatsanwaltschaft nimmt der Rechnungshof den Ex-Burgchef nicht aus der Verantwortung. Denn Verantwortung, das ist es nun einmal, was man als Direktor einer Institution hat. Als solcher müsste man wohl spätestens aufmerken, wenn man selbst keine Belege für Reisekosten erbringen muss. Geschweige denn, wenn Millionen von Euro schwarz an Dienstleister ausgezahlt werden. Auch Letztere werden da wohl noch Auswirkungen der Burg-Malversationen zu spüren bekommen.

Es ist ein kurioser Zufall, dass ausgerechnet an einem Tag, an dem der größte Finanzskandal der jüngeren österreichischen Kulturgeschichte wieder hochköchelt, eine weitere Institution verkündet, ab sofort auch das Vier-Augen-Prinzip einzuführen. Das MAK hat nun auch eine eigene kaufmännische Direktorin. Eigentlich erstaunlich spät, angesichts der einschlägigen Geschichte dieses Hauses, Stichwort Mutter Noevers Geburtstagsfeier.

Freilich zeigt gerade die Burgtheater-Affäre, dass ein Vier-Augen-Prinzip mitunter auch nicht reicht. Wenn nämlich acht oder mehr Augen wegschauen.