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Nach den Wahlen droht bunter Nationalrat. | Bretschneider: BZÖ schafft Einzug. | Wien. Selten noch hatten so viele politische Bewegungen realistische Chancen auf einen Einzug in den Nationalrat wie bei den Wahlen im kommenden Herbst, ist Fessel-GfK-Meinungsforscher Rudolf Bretschneider im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" überzeugt. Selbst ein Sechs-Parteien-Parlament hält er für durchaus im Bereich des politisch Möglichen.
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Im Gegensatz zu den meisten seiner Zunft billigt Bretschneider dem BZÖ zu, "ganz normal" den Sprung über die Vier-Prozent-Hürde zu schaffen. In aktuellen Rohdaten von Fessel hält das orange Bündnis derzeit bei 2 bis 3 Prozent. Für Bretschneider wirkt sich der verbissene Kampf um ein Kärntner Grundmandat mithilfe der Ortstafel-Frage sogar kontraproduktiv für die bundesweiten Wahlchancen des BZÖ aus.
Seinen Optimismus für das BZÖ begründet er mit der sinkenden Verwechslungsgefahr mit der FPÖ im Zuge eines Wahlkampfs und der kontinuierlichen Medienpräsenz aufgrund der Regierungstätigkeit.
Was Hans-Peter Martin angeht, so rechnet Bretschneider "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" mit dem Antreten des EU-Mandatars auf einer eigenen Liste. Allerdings sieht er dessen Erfolgschancen längst nicht in einem so rosigen Licht wie viele andere Meinungsforscher. Martin werde es schwer haben, überhaupt ins Parlament zu kommen, ist Bretschneider überzeugt.
Schaden werde das Antreten Martins, der vor allem auf die massive Unterstützung der "Kronen Zeitung" bauen kann, in erster Linie seiner Ex-Partei, der SPÖ, sowie der FPÖ von Heinz-Christian Strache.
Die FPÖ sieht er in den Rohdaten derzeit nur bei 3 bis 4 Prozent und folglich weit von ihrem selbst gesteckten Ziel von zehn Prozent plus entfernt. Dass sie am Wahltag vor den Grünen auf Platz drei liegen könnte, hält Bretschneider "fast für ausgeschlossen", auch wenn die Öko-Partei erneut ihr Wählerpotenziel nicht ausschöpfen könne.
Für die Bildung einer neuen Bundesregierung hätte ein sechs-Parteien-Parlament weitreichende Folgen: Eine kleine Koalition wird in diesem Fall wohl kaum über eine ausreichend stabile Mehrheit verfügen, eine große Koalition wohl die wahrscheinlichste Variante.