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Beim Parteitag der Republikaner bringen sich Geltungsbedürftige sowie Hillary-Kritiker in Stellung.
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Cleveland. Beständig kreist das Propellerflugzeug mit seinem lärmenden Motor in der Luft über der Innenstadt von Cleveland. "Hillary for Prison 2016" steht auf dem großen Banner geschrieben, welches das Flugzeug hinter sich herzieht. Menschen blicken amüsiert in den blauen, leicht bewölkten Himmel und fotografieren das aufmerksamkeitserregende Objekt. Den Organisatoren der Aktion von der Verschwörungstheoretiker-Website infowars.com ist Aufmerksamkeit gewiss. Solche Aktionen wird es in Cleveland bis Donnerstag zuhauf geben. In der Stadt im US-Bundesstaat Ohio hält derzeit der republikanische Parteitag und mit ihm eine riesige Politikshow Hof. Das Event steht ganz im Zeichen des umstrittenen Immobilientycoons und Medienstars Donald Trump, der am letzten Tag der Convention, am Donnerstag, offiziell zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten gekürt werden soll.
Als wichtigstes Ziel des viertägigen Parteitags gab Trumps Wahlkampfmanager Paul Manaford aus, "den Amerikanern zu helfen, Donald Trump als Menschen besser zu verstehen".Dieser habe "eine persönliche Geschichte, die erzählt zu werden lohnt".
Dem Kandidaten schlagen auch in der eigenen Partei erhebliche Vorbehalte entgegen. Mit dem Stil seines Auftretens und seinen unkonventionellen Forderungen hat Trump viele Spitzen-Republikaner verstört. Etliche von ihnen meiden den Parteitag - etwa die früheren Präsidenten George Bush und George W. Bush. Paul Ryan, der Sprecher des Repräsentantenhauses, kann sich das in seiner Position nicht leisten. Er wird die Convention eröffnen. Dazu setzen Trumps Manager auf Redner wie das Urgestein Newt Gingrich und New Jerseys Gouverneur Chris Christie. Trumps Vize Mike Pence soll den rechten Flügel bei einer Rede am Mittwoch erreichen, bevor Trump selbst diesen Donnerstag aufs Podium steigt.
Nervosität liegt in der Luft
Eine feierliche Stimmung hatte sich in Cleveland im Vorfeld auch angesichts der Sicherheitsmaßnahmen allerdings noch nicht ausgebreitet - vielmehr liegt eine gewisse Nervosität und Anspannung über der Stadt. Zahlreichreiche Straßen sind hermetisch abgeriegelt, überall stehen Sicherheitskräfte, ein Polizeihubschrauber überwacht die Umgebung. Für jede Veranstaltung scheint man eine andere spezielle Genehmigung zu benötigen, die Eingänge zu den Gebäuden werden von schwer bewaffneten Polizisten kontrolliert. Bei einem Rundgang trifft man sogar eine Bürgerwehr, die sich "Guardian Angels" nennt, an. Die angespannte Stimmung wurde von den verhängnisvollen Nachrichten am Sonntag verstärkt, als drei Polizisten bei einem Hinterhalt in Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana erschossen worden. Die Pressekonferenz im Medienzentrum wird wegen Barack Obamas Rede zum Attentat verschoben.
In Clevelands Innenstadt zeigt sich unterdessen ein polarisiertes Land. "Hillary ist kriminell und gehört ins Gefängnis. Sie hat ihre Autorität missbraucht", ruft der Künstler und Trump-Unterstützer Julian Raven aus New York lautstark in die Menge. Raven steht auf einer Mauer vor einem riesigen, selbstgemalten Bild, das Trump neben einer US-Fahne, einem Adler und dem Erdball zeigt. Wie viele andere Aktivisten in Cleveland hält er Hillary für eine Verbrecherin, die man "wenigstens einsperren sollte", wie es ein anderer Gesprächspartner formuliert. Clinton hatte während ihrer Funktion als US-Außenministerin ihre private Emailadresse für amtliche Korrespondenzen verwendet - ein Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen.
Dieser Verstoß wird ihr nun von vielen Seiten vorgehalten, insbesondere Trump versucht aus ihrem Fehlverhalten zu profitieren. So werden etwa einige Gastredner bei dem Parteitag direkt oder indirekt auf die Email-Affäre Clintons Bezug nehmen.
Trump ist für seine Fans wie Raven "ein Macher", der Amerika von seinen finanziellen Schulden befreien wird. Trump habe als erfolgreicher Unternehmer das richtige Urteilsvermögen: "Er wird brilliante Entscheidungen treffen." Mit erhobenen Daumen grinst Raven in die Kamera. Er freut sich über die mediale Aufmerksamkeit. "Los Trump! Baue die Mauer!", ruft er den Journalisten entgegen. Er meint damit Trumps Idee, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen, um die illegale Migration zu stoppen. Die Kosten für das Projekt soll Mexiko tragen.
Gespannt wird Raven von zahlreichen Journalisten belagert - überhaupt scheint die Stadt in diesen Tagen hauptsächlich von Reportern, Aktivisten und Journalisten bewohnt zu sein. Auf "Durchschnittsamerikaner" stößt man kaum. Überall halten dafür Menschen diverse Plakate in die Luft: "Glaubt nicht den liberalen Medien!", steht auf einem.
Bei den Straßenständen lassen sich zudem allerlei Trump-Fanprodukte erwerben. Über den Geschmack und die Qualität so mancher Sprüche kann man diskutieren. "KFC Hillary Special. Zwei fette Schenkel. Zwei kleine Brüste. Linker Flügel", heißt es etwa in Anlehnung auf die US-amerikanische Hühner-Fastfoodkette Kentucky Fried Chicken.
Im Trubel all der politischen Botschaften und Shows gibt es auch für findige Unternehmer in Cleveland die Möglichkeit, etwas Aufmerksamkeit zu erhaschen. So gehört der Himmel nicht nur den Befürwortern von Hillarys Inhaftierung. Auch ein großes Banner des "Hofbräuhaus Cleveland" wird von einem Flugzeug kreisend über die Stadt gezogen.