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Weniger Burnout, weniger Stress: Bisher größte Studie zu Arbeitszeitverkürzung.
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Bei gleichem Gehalt vier statt fünf Tage zu arbeiten, ist ein Traum vieler Angestellter. Für Mitarbeiter von 61 in Großbritannien angesiedelten Organisationen wurde er für die Dauer von sechs Monaten Wirklichkeit. Sie stellten sich von Juni bis Dezember 2022 als Testpersonen für eine Pilotstudie unter Federführung der Universität Cambridge zur Verfügung. Bei nahezu gleicher Produktivität verspürten sie weniger Stress und meldeten sich seltener krank.
71 Prozent der Probanden, die im Testzeitraum von sechs Monaten bloß vier statt fünf Tage im Büro verbrachten, berichteten von weniger Burnout-artigen Erfahrungen. 39 Prozent gaben an, sich insgesamt weniger gestresst zu fühlen. Die Firmen wiederum zählten sensationelle 65 Prozent weniger Krankenstandstage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und eine um 57 Prozent geringere Fluktuation. Den Preis dafür wertete selbst das Management als bezahlbar. Die teilnehmenden Firmen gaben an, dass die Probanden im Studienzeitraum um 1,4 Prozent weniger Einnahmen generierten, jedoch meinten 92 Prozent von ihnen, die Vier-Tage-Woche anbieten zu wollen.
Vereinbarkeit Beruf-Familie
2.900 Arbeitnehmer nahmen an der bisher größten Studie zur Vier-Tage-Woche teil. Die Branchen reichten von Online-Handel und Finanzdienstleistung über Film-Animation, Take-aways, Beratung und Immobilienwirtschaft bis hin zu Informationstechnologien, Personalvermittlung, Tourismus, Marketing, Kosmetik und Gesundheitswesen. Die Autoren sind Sozialforscher der Universität Cambridge und des Boston College, sowie der US-Thinktank Autonomy.
Der Hintergrund sind Pilotprogramme von "4 Day Week" und "4 Day Week Global", Die Non-Profit-Plattform untersucht die neue Art der Arbeitseinteilung im Bezug auf Zusammenleben, Gesundheit, Produktivität, Familienbildung und Beschäftigung. Im konkreten Fall mussten Arbeitnehmer wie Arbeitgeber die Auswirkungen des zusätzlichen freien Tages selbst einschätzen und in Interviews Auskunft geben. Sie berichteten von weniger Besorgnissen und Ermüdungsgefühlen, sowie einem stärkeren Gefühl von geistiger und körperlicher Fitness. 60 Prozent gaben an, Erwerbsarbeit leichter mit der Betreuung von Kindern und Angehörigen kombinieren zu können, 62 Prozent sagten, dass ihr Sozialleben sich verbesserte.
"Insgesamt ist die Produktivität gestiegen, zumal die Mitarbeiter ihre Arbeit effizienter erledigt haben", sagt Studienleiter Brendan Burchell: "Lange Sitzungen wurden abgekürzt, weniger Zeit wurde totgeschlagen und Methoden zur Effizienzsteigerung gesucht." Laut den Autoren hätte auch das Homeoffice der Corona-Jahre gezeigt, dass nicht nur Arbeit, sondern auch Familienleben zählen.