Ex-Guantanamo-Häftlinge auf den Bermudas. | Hamilton. (afp) Die Sportart Golf kannte Khalil Mamout vorher nur von der Spielkonsole, mit er sich im US-Gefangenenlager Guantanamo die Zeit vertrieb. Jetzt fährt Mamout jeden Morgen auf einer von Palmen gesäumten Straße mit dem Motorroller zum luxuriösen Golfclub Port Royal Golf Course zur Arbeit, recht dort die Sandgräben zurecht und kümmert sich um den makellosen Rasen.
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Hier, auf den Bermuda-Inseln, mitten im Atlantischen Ozean, wollen Mamout und drei weitere im Juni aus dem Gefangenenlager freigelassene Uiguren ein neues Leben beginnen. "Ich würde gerne für immer hier bleiben", sagt Mamout. "Arbeiten, Geld verdienen, und vielleicht heiraten, Kinder kriegen und mit ihnen an den Strand gehen."
Die paradiesische Insel liegt keine 2.000 Kilometer Luftlinie von dem Lager auf Kuba entfernt - jenem Ort, an dem die vier Uiguren, Angehörige einer in China lebenden muslimischen Minderheit, sieben Jahre lang eingesperrt waren. Sie gehörten zu einer Gruppe von 22 Uiguren, die die US-Armee Ende 2001 in Afghanistan aufgriff und dann ins berüchtigte Lager Guantanamo brachte. Der Terrorverdacht gegen sie wurde bereits vor vier Jahren fallengelassen.
Als Rebellen in China von Folter bedroht
Weil China sie aber als islamistische Aufständische betrachtet und ihnen dort Folter droht, und weil kein Drittland bereit war, sie aufzunehmen, blieben sie weiter im Gefangenenlager. Fünf von ihnen wurden schließlich 2006 nach Albanien gebracht, von den jetzt noch verbleibenden 13 Uiguren soll bald der Pazifik-Inselstaat Palau einige aufnehmen.
Guantanamo scheint jetzt jedenfalls weit weg zu sein. "Es ist wunderschön hier", sagt Mamout und blickt auf den Golfplatz. "Es ist, als ob man in einem Garten arbeitet. Alles ist grün, überall stehen Bäume. Wir haben hier sogar Enten." Wenn er nicht arbeitet, feilt Mamout an seinem Englisch, schaut sich auf DVD Filme an - am liebsten solche mit dem aus Hongkong stammenden Action-Star Jackie Chan - und spielt Fußball. Das Team, in dem er untergekommen ist, die X-Roads, werden von dem Iman einer Moschee trainiert.
Leicht war der Anfang auf der Insel, einem britischen Übersee-Territorium, sicher nicht. Gegen die Aufnahme der Uiguren, die die USA mit dem Regierungschef des Archipels, Ewart Brown, in einem Geheimabkommen vereinbart hatte, wurde zunächst sogar eine Demonstration abgehalten. Die Regierung sah sich gar einem Misstrauensantrag ausgesetzt. Inzwischen aber fühlen sich die Uiguren offenbar gut aufgehoben auf der Insel mit ihren 65.000 Einwohnern. "Die Leute hier sind ruhig und wirklich sympathisch", sagte Mamout. "Wohin auch immer wir gehen, erkennen sie uns und sagen: ,Ihr sei hier herzlich willkommen. Macht Euch keine Sorgen, ihr könnt hierbleiben.'"
Neues Leben nach Guantanamo
Die orange-farbene Gefängniskleidung haben die vier Uiguren gegen Shorts und Sonnenbrillen eingetauscht. Und auch sonst wollen sie nicht an ihre Zeit in Guantanamo erinnert werden. "Wir haben hier ein neues Leben angefangen", sagt Mamout. "Was passiert ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Als wir Guantanamo verlassen haben, haben wir all das hinter uns gelassen. Wir sind jetzt auf den Bermudas - Allah sei gepriesen!"