Rom - Im Alter von 74 Jahren ist Montag der vietnamesische Kardinal Francois Xavier Nguyen Van Thuan einem Krebsleiden erlegen. Er galt für den Fall, dass der nächste Papst aus der Dritten Welt kommen soll, als einer der Favoriten.
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Nguyen Van Thuan war erst am 21. Februar des Vorjahres von Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben worden. Seit Juni 1998 war er Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, dem er bereits seit November 1994 als Vizepräsident angehört hatte.
Der am 17. April 1928 in Hue geborene Nguyen Van Thuan, ein Neffe des früheren südvietnamesischen Präsidenten Ngo Dinh Diem, der auf mehrere Märtyrer in seiner Familie verweisen konnte, war 1953 zum Priester geweiht worden und hatte 1959 in Rom ein Studium in Kirchenrecht abgeschlossen. 1967 wurde er Bischof von Nha Trang, am 24. April 1975, wenige Tage vor dem Fall der südvietnamesischen Hauptstadt, Erzbischof-Koadjutor von Saigon. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten verbrachte der Bischof 13 Jahre in Gefängnissen, davon 9 Jahre in absoluter Isolation.
1991 ging Nguyen Van Thuan nach Rom ins Exil.
Mit Nguyen Van Thuans Tod, nur acht Tage nach jenem des brasilianischen Kardinals Lucas Moreira-Neves (76), ist die Zahl der in einem künftigen Konklave wahlberechtigten Kardinäle auf 116 zurückgegangen. 56 Mitglieder des 172-köpfigen Kardinalskollegiums, die bereits das 80. Lebensjahr überschritten haben, sind bei der Papstwahl nicht mehr wahlberechtigt.