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Visa Europe ist für mehr Konkurrenz

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft
Visa will gleich selbst für mehr Wettbewerb im Kreditkarten-Bereich sorgen, bevor das Unternehmen von der EU dazu gezwungen wird. Foto: bilderbox

KreditkartenBranche im Visier der EU. | Wien. Visa Europe setzt sich für mehr Konkurrenz bei Kreditkarten ein. Hintergrund der auf den ersten Blick verblüffenden Unternehmensstrategie könnte das wachsame Auge der EU-Wettbewerbshüter sein. Die EU-Behörde will, dass die Kreditkartenindustrie die Gebühren deutlich senkt. Davon sollen sowohl Händler als auch Konsumenten profitieren. Um das vermutete Quasi-Monopol im Kreditkarten-Sektor aufzubrechen hat die EU-Behörde zunächst MasterCard verklagt. Weitere Klagen gegen andere Unternehmen könnten folgen.


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Zum Ablauf einer Kreditkartentransaktion: Typischerweise sind vier Parteien beteiligt. Der Kunde bezahlt beim Händler mit der Karte. Dieser erhält von der Händlerbank den Kaufpreis abzüglich einer Gebühr. Die Händlerbank wiederum erhält ihr Geld von der kartenausgebenden Bank (Kundenbank) die ebenfalls eine Gebühr abzieht.

Visa Europe reagiert offenbar mit einer Vorwärtsstrategie auf die forschen EU-Wettbewerbshüter: Bis Mitte Juli dieses Jahres war Visa Austria alleiniger heimischer Anbieter von Visa-Karten, seit kurzem ist nun die Erste Bank mit einer eigenen Visa-Karte am österreichischen Markt vertreten. Andere Banken könnten folgen. Visa Europe verhandle derzeit mit "nicht nur einem" Kreditinstitut in Österreich, sagte Jutta Müller-Liefeld, bei Visa Europe für Österreich zuständig, am Dienstag der "Wiener Zeitung". Die Gespräche liefen positiv. Sie sieht Vorteile für den Verbraucher, der in Zukunft mehr Auswahl habe.

Eine Reduktion der Gebühren für die Händler muss jedoch nicht unbedingt zu niedrigeren Gebühren für die Konsumenten führen. Müller-Liefeld nannte als Beispiel für ein gescheitertes Experiment dieser Art Australien: In Australien wurden die Interbank-Entgelte (Anm.: Gebühren zwischen Händlerbanken und Kundenbanken) reduziert. Trotzdem sanken die Gebühren für die Konsumenten nicht. "Der Effekt trat nicht in dem Maß ein, wie man angenommen hatte", so Müller-Liefeld.

Höhere Jahresgebühr?

Falls die Zahlungsgebühren in Europa gesenkt werden, dürften die Jahresgebühren für die Konsumenten steigen. "Es kann sein, dass solche Überlegungen angestellt werden", sagte die Visa Europe-Managerin. Denn: "Banken sind Unternehmen, die wirtschaftlich orientiert sind."

Visa plant eine neue Bankkarte ("V-Pay") als Konkurrenz zur Maestro-/Bankomatkarte. Das Unternehmen strebt mit der Karte einen Marktanteil von 25 Prozent an. Es gebe in Österreich angesichts des nach wie vor hohen Anteils an Bargeldzahlungen noch genügend Potenzial, so Müller-Liefeld.

Laut Österreichischer Nationalbank (OeNB) haben die Österreicher im Vorjahr 86 Prozent ihrer Zahlungen bar getätigt.