Eine Woche lang werden städtische Entwicklungen diskutiert.
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Wien. Heute, Freitag, beginnt im Hundsturm in Margareten das internationale Festival Urbanize. Eine Woche lang werden Künstler, Aktivisten und Forscher unter dem Motto Citopia Now städtische Entwicklungen diskutieren und nach verborgenen Potenzialen suchen. "Wir wollen uns die Frage stellen, was gutes Leben in der Stadt ausmacht", erklärt Co-Kuratorin Elke Rauth der "Wiener Zeitung": "Welche Ressourcen, welche Denk-Ansätze, welche Verkehrskonzepte brauchen wir, um die Lebensqualität in den Städten zu erhöhen und in Zukunft sicherzustellen."
Schwerpunktthema
"Recht auf Wohnen"
Das im Jahr 2010 vom Verein Dérive gegründete Festival rückt einmal jährlich die Stadt in den Mittelpunkt wissenschaftlicher und künstlerischer Erkundungen. Mit interdisziplinärem Programm und vielfältigen Formaten von Vortrag, Diskussion, Workshop, Film bis Intervention soll es dazu beitragen, visionäre Ideen zur Zukunft der Städte zu entwickeln.
In diesem Jahr wird Wohnraum und das "Recht auf Wohnen" eines der Schwerpunktthemen sein, erklärt Rauth: "Wir sehen in vielen Städten den Trend, dass sich nur noch reiche Menschen das Leben in den Innenstadt-Bezirken leisten können." Immobilienspekulation und Investoren-Wohnbau treiben die Wohnungspreise in vielen europäischen Städten in die Höhe: "Einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen werden zusehends an den Stadtrand gedrängt", sagt die Kuratorin. Wien stehe zwar aufgrund seines sozialen Wohnbaus im internationalen Vergleich gut da. Aber die Stadt wachse in unerhörtem Tempo. Phänomene wie Gentrifizierung oder Investorenarchitektur zeigten sich auch hier. Und: "Je homogener aber Stadtteile werden", erklärt Rauth, "desto langweiliger wird eine Stadt."
Workshops und Interventionen
Neben Theorie und Analyse gibt es auch Raum für praktisches Experimentieren. An verschiedenen Orten in der Stadt finden künstlerische Interventionen statt. Samstag Nachmittag zum Beispiel in Favoriten, wenn der "Syntopian Vagabond", ein rundum transparenter und mobiler Kubus der bildenden Künstlerin Michaela Rotsch, am Reumannplatz Station macht. Die Soziologinnen Cornelia Dlabaja und Carmen Keckeis wollen dort auf aktionistische Weise Grätzel-Geschichten sammeln und erlebbar machen.
Mit dem öffentlichen Raum als "Gemengelage von menschlich und maschinell produziertem Schall" befassen sich die Stadterkundungen des Wiener Performance- und Medienkünstlers Oliver Hangl: Er lädt zu akustischen Stadterkundungen unter anderem in den Karl-Marx-Hof und überträgt diese "Soundscapes" - also Tonlandschaften - mittels mobiler Sendeanlage in 30-minütigen Live-Schaltung auf Radio Orange 94.0. Am Samstag startet im Rahmen des Festivals auch die Ausstellung "Park! Platz! Play!", die Projekte, Ideen und Aktionen während des internationalen "PARK(ing) Day", der am 20. September stattfand, dokumentiert.
Warum auf Parkplätzen nicht etwas anderes machen?
Gefragt waren an diesem Tag, der in Wien von Institutionen wie der IG Architektur oder den Gehsteig Guerilleros zelebriert wurde, Projekte, die das Potenzial verparkter Straßenräume freilegen sollten. "Das geht auf eine Initiative aus San Francisco zurück", erklärt Rauth: "Dort hat man damit begonnen, Parkplätze mit anderen Nutzungen zu bespielen. Das hat sich dann mit rasender Geschwindigkeit rund um die Welt verbreitet." Wo sonst Blechboliden sinnlos in der Stadt umher stehen, gab es im September Schanigärten, Grünraum oder eine Open-Air-Radiostation. "Wir wollen zum Nachdenken anregen. Warum muss diese Menge an Raum ausschließlich Kraftfahrzeugen vorbehalten sein?", fragt Rauth: "Warum nicht einfach einen Parkschein lösen und auf dieser acht bis zehn Quadratmeter großen Fläche etwas anderes machen?"