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Vize-Chef der ungarischen MOL: "Raffinerie in Schwechat verkaufen"

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Die Vorteile der MOL-Raffinerien. | Bei Nabucco noch vieles unklar. | Wien. Das Match zwischen der heimischen OMV und der ungarischen MOL hinsichtlich eines Zusammengehens der beiden Konzerne ließ in den letzten Wochen an Heftigkeit nichts zu wünschen übrig. OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer sieht ein Synergiepotential von 3 bis 4 Milliarden Euro, der MOL-Konzern schießt scharf zurück und erklärt, dass er über weit bessere Zahlen verfüge, etwa im Raffineriebereich, was bedeuten würde, dass die OMV Schwechat abgeben müsste. Das wiederum wird von den Österreichern kategorisch abgelehnt. Was die Ungarn wirklich wollen, erklärt Vizepräsident Ferenc Horvath in einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung".


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Bei einem Vergleich der beiden MOL-Raffinerien (eine in der Slowakei, eine in Ungarn) mit der Raffinerie in Schwechat habe das Beratungsunternehmen Scott McKenzie einen eindeutigen Sieger festgestellt: Die Nettomarge pro Fass verarbeiteten Öls beträgt bei der MOL 12 Dollar, bei der OMV nur 6 Dollar.

Ein Zusammengehen der beiden Konzerne, würde nach Meinung Horvaths bedeuten, dass auf den drei Märkten Österreich, Ungarn, Slowakei eine monopolartige Situation entstehen würde, was die EU keinesfalls akzeptieren könnte. Das hieße, es müssten Kapazitäten verkauft werden. Logischerweise jene, mit den ungünstigsten Kosten, also die Raffinerie Schwechat.

Was ist das Problem von Schwechat im Vergleich zu den MOL-Anlagen? MOL raffiniert russisches Erdöl, das schwierig zu verarbeiten ist und am Weltmarkt drei bis vier Dollar weniger kostet als etwa Öl aus der Nordsee. "Und wir haben auch einen kleinen Kostenvorteil bei der Pipeline".

Besserer Produktmix

Mit ihren Raffinerien gelingt es den Ungarn derzeit, einen Produktmix von 46 Prozent Diesel (am Weltmarkt sehr gefragt) und nur 7 Prozent Heizöl Schwer und Bitumen (ein Verlustgeschäft) zu erzielen. Die OMV kommt auf ein Verhältnis von 33 Prozent zu 12 Prozent. Die MOL-Raffinerien fahren derzeit, so Horvath, mit einer 98-prozentigen Kapazitätsauslastung, der OMV-Konzern kommt nur auf 76 Prozent, was vor allem auf eine nur 60-prozentige Auslastung der rumänischen OMV-Raffinerie zurückzuführen ist.

Wo gibt es Anknüpfungspunkte zur OMV? Der Gasbereich würde sich anbieten, weil die beiden Kontrahenten da unterschiedlich aufgestellt sind. MOL bemühe sich, im Pipelinegeschäft und bei der Gasspeicherung voran zu kommen. Was den Bau der Erdgaspipeline Nabucco betrifft, bei der OMV und MOL Partner wären, gibt sich Horvath zurückhaltend.

"Zuerst muss geklärt werden, woher das Gas kommt und wer die potentiellen Käufer für das Gas sind", meint er, erst dann werde man entscheiden. Horvath sieht zwar auch Konzentrationsbestrebungen, betont aber, dass sein Konzern durchaus allein bleiben könne. Es gehe nicht um Größe, sondern darum, welcher Mehrwert geschaffen werden könne. Wenn überhaupt, wären ihm kleinere Partner lieber. MOL sei auch in Zukunft an Akquisitionen interessiert, etwa in der Türkei, aber nur an Gesamtpaketen, also Tankstellen gemeinsam mit Raffinerien. Auch Russland wäre interessant, aber da hänge sehr viel von der russischen Politik ab.