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VKI klagt Mischek-Tochter Wiener Heim

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Vor dem Einzug klang alles verlockend: "Ein Niedrigenergiekonzept sowie ein cleveres Heizsystem mit punktgenauer Abrechnung garantieren niedrige Betriebskosten. Sie profitieren von attraktiven Preisen und großzügigen Förderungen." Doch beim Einlangen der Jahresabrechnung wurden die Bewohner im Mischek-Bau auf der Brigittenauer Lände böse überrascht: Die Kosten für Heizung und Warmwasser überstiegen bei weitem die Versprechungen. Es profitierten nicht sie, sondern ein Dritter. Jetzt klagt der Verein für Konsumenteninformation (VKI) den Bauträger, die Mischek-Tochter Wiener Heim.


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Der Vorwurf: Es wurde von Wiener Heim kein Vertrag zu ortsüblichen, sondern zu überhöhten Preisen abgeschlossen und damit gegen das Gemeinnützigkeitsgesetz verstoßen. Vom Bauträger wird deshalb ein Ersatz für bereits entstandenen, aber auch künftigen Schaden verlangt, erläutert Peter Kolba, Leiter der Rechtsabteilung im VKI. Der Prozess soll zum Muster für ähnliche Problemfälle werden. Danach könnten alle Geschädigten ihre Ansprüche geltend machen.

Betroffen von der Klage ist dadurch auch die Gebäudeverwaltungsgesellschaft GTE, ebenfalls eine Tochter des Bauunternehmens Mischek. Denn die GTE wurde in betreffendem Wohnhaus als sogenanntes Energie-Contracting-Unternehmen - zuständig für Heizung und Warmwasser - zwischengeschaltet und kassiert kräftig mit. Dies geht zumindest aus einem Gutachten der Firma Ökoplan hervor, das die empörten Wohnungseigentümer in Auftrag gegeben haben.

Ökoplan hat der Notwehrgemeinschaft ausgerechnet, dass die Kosten für Heizung und Warmwasser im Schnitt um 12 bis 16% höher sind als bei einer direkten Belieferung durch die Fernwärme. Bei Ökoplan spricht man von intransparenten Verträgen. Es erhärte sich der Verdacht, dass die Herstellungskosten des Hauses künstlich niedrig gehalten wurden, um die Differenz bei den Betriebskosten aufzuschlagen.

Abgesehen von den überhöhten Kosten gibt es noch ein zweites Problem. Durch Knebelungsverträge bleibt den Wohnungsbesitzern im schlimmsten Fall keine andere Möglichkeit, als auszuziehen. Denn sie müssen vor dem Einzug einen Vertrag mit der GTE abschließen. Und dieser ist auf lange Zeit nicht kündbar.

VKI-Experte Oswald Streif vermutet, dass im vorliegenden Fall zu Ungunsten der Konsumenten in die eigene Tasche gewirtschaftet wird. Mischek sei immerhin Bauunternehmer, Bauträger (Wiener Heim) und Energie-Contractor (GTE) gleichzeitig. Wiener Heim und GTE bestreiten alle Vorwürfe und haben ein Gegengutachten in Auftrag gegeben.

Dabei wurde Energie-Contracting die längste Zeit als Wundermittel gegen ausufernde Heizkosten angepriesen. Die Bewohner des Mischek-Baus wollen von dieser "Sparmöglichkeit" jedoch nichts mehr wissen. Günstiger wäre es auf jeden Fall, bestätigt Streif, wenn die Konsumenten ihre Wärme direkt von der Fernwärme Wien beziehen würden, denn dieser Preis unterliegt einer amtlichen Preisregelung. Wird hingegen ein Energie-Contractor dazwischengeschaltet, dann ist diese Regulierung außer Kraft gesetzt, und es können die durchschnittlichen Energiepreise verrechnet werden. "Diese sind in den letzten Jahren stark gestiegen," so Streif.

Doch nicht nur Mischek hat Energie-Contracting als Einnahmequelle entdeckt. Auch Wienenergie besitzt neben Wienstrom, Wiengas und Fernwärme eine relativ unbekannte Tochter namens Energie-Comfort. Sie wird immer öfter zur Zwischenstation. Dies mache aber gerade in Wien, wo die Verträge mit der Fernwärme direkt abgeschlossen werden können, keinen Sinn, so Ökoplan. Sollte der VKI den Prozess gewinnen, dann wäre auch die Energie-Comfort mit ihren Verträge in der Bredouille.