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VKI klagt Ranger und "Unsere Wasserkraft"

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) bestätigt der "Wiener Zeitung", dass er diese Woche eine Unterlassungsklage gegen Ranger Marketing und "Unsere Wasserkraft" einbringt. Mit diesem Musterprozess wollen die Konsumentenschützer lästige Haustürkeiler generell stoppen. Doch nicht nur alternative Stromanbieter und deren Kundenfangtruppen bereiten den Konsumenten Kummer. Auch Altversorger sind besonders aufdringlich, sie spielen mit der Angst wechselwilliger Kunden und nehmen den Datenschutz nicht ernst.


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Früher galten die Abonnementvertreter als besonders lästig im Haustürgeschäft. Sie schoben dem ahnungslosen Kunden oft drei Verträge unter, berichtet Renate Wagner, Leiterin des VKI-Informationszentrums.

Seit einem halben Jahr bereiten die Energiekeiler den Konsumentenschützern Arbeit. Denn diese sind derzeit besonders ambitioniert auf Kundenfang. Dabei nehmen sie es mit der Richtigkeit der Angaben nicht immer so genau. Pro Tag gibt es mindestens 10 Beschwerden. Wagner erzählt, dass vielen Strom- und Gaskunden eine Ersparnis von mindestens 20% versprochen wurde. Doch beim Nachrechnen im Tarifkalkulator stellten sich die Angaben oft als falsch heraus, die Ersparnis war nur marginal. Es gebe sogar Personen, die schlechter aussteigen und die Energie teurer bekommen würden, erklärt Peter Kolba, Leiter der VKI-Rechtsabteilung. Vereinzelt hörte man auch Beschwerden, dass Ranger sich als Mitarbeiter des lokalen Stromversorgers ausgegeben hätten. Von den Ranger-Chefs wird solches heftig dementiert.

Solchen Täuschungsmanövern will der VKI nun generell einen Riegel vorschieben. Dieser Tage wird eine Verbandsklage wegen unlauteren Wettbewerbs gegen den Direktvertrieb Ranger Marketing und den alternativen Energieanbieter Unsere Wasserkraft eingebracht. "Diese Form der Akquisition darf nicht ausarten", so Kolba. Mit dem Musterprozess will er "diese Sitten abstellen."

Doch nicht nur die neuen Energielieferanten machen Probleme, auch die alten. Diese sind beim Datenschuz nicht zimperlich. Und das Hinhacken auf die neu entstandene Konkurrenz und deren Keilermethoden sei oft auch ein willkommenes Ablenkungsmanöver. Wagner berichtet: "Sobald ein Kunde beispielsweise bei Wienstrom kündigt, flattert vom Stromvertrieb ein Schreiben ins Haus und legt ein neues Offert." Es gab ältere Personen, die auf diesem Weg zwei Stromverträge hatten. Sie realisierten aber erst viel zu spät, dass sie Verträge unterzeichnet hatten.

Lockerer Umgang mit Daten

Eigentlich dürften Netzbetreiber (Wienstrom) und Stromvertrieb (Wienenergie) wegen der gesellschaftsrechtlichen Trennung keine Daten austauschen. De facto hält sich aber kein Energieversorger an diese Vorgaben. Darin sieht VKI-Experte Oswald Streif einen einseitigen Wettbewerbsvorteil für die Etablierten. Auch die oekostrom AG kritisiert solche Kundenrückholaktionen des Ex-Monopolisten Wienenergie: "Diese sind gesetzeswidrig." oekostrom-Chef Ulfert Höhne spricht von einem "sittenwidrigen Foul".

Für problematisch hält Streif das Spiel mit der Angst: "Es wird suggeriert, dass alle Alternativen nur Scheinfirmen sind, und dass dem Kunden der Saft abgedreht wird." Dies kann aber gar nicht passieren. Der verbissene Kampf um jeden Kunden habe sich in den letzten Monaten zugespitzt. Schuld sei, so Streif, der nicht funktionierende Wettbewerb am Strommarkt: "Die Preisunterschiede sind viel zu gering." Die Liberalisierung habe den Haushalten keine Preisvorteile gebracht. Eine Wechselrate von unter 2% nach zwei Jahren spreche Bände. Beim Strommix fehle die Transparenz, so wird der Atomstromanteil nicht korrekt ausgewiesen. Streif folgert: Deshalb könne überhaupt mit irreführenden Angaben geworben werden.