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Die Vorbereitungen zur Voest-Privatisierung gehen in die Endrunde. Heute endet die Zeichnungsfrist für die 9,761.400 Voest-Aktien, die derzeit noch im Besitz der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG sind. Gegen 21 Uhr wird der ÖIAG-Aufsichtsrat den von der Investmentbank JP Morgan im Zuge des Bookbuilding ermittelten Verkaufskurs absegnen. Morgen werden die Aktien aus dem zweiten Börsegang der Voest zum ersten Mal gehandelt. Wirtschaftsprüfer warnen indes schon davor, dass der Zeitpunkt der Privatisierung nicht optimal sei.
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Im Nationalrat wurde beschlossen, dass "die Organe der ÖIAG den optimalen Zeitpunkt und Erlös der Privatisierung bestimmen". Dabei sei zu berücksichtigen, dass die Mitarbeiterbeteiligung aufgestockt wird und ein heimischer Kernaktionär mehr als 25% halten soll, damit die Einheit des Unternehmens gewahrt und die Entscheidungszentrale in Österreich bleibt.
Dass dieser nationalen Willensbekundung auch tatsächlich entsprochen wird, ist nach Verkauf der Aktien an Finanzinvestoren allerdings nicht garantiert. Wirtschaftsprüfer Rainer Newald glaubt nicht, dass der momentane Zeitpunkt der optimalste für eine Privatisierung ist. "Der Kurs müsste in Ruhe ermittelt werden können," betont er gegenüber der "Wiener Zeitung". Wenn man das Unternehmens-Programm "Voest 2010" analysiere, sei klar, dass der Kurs bei 60 Euro und mehr liegen müsse. Dies hätten ihm auch Kollegen bestätigt. Newald verweist auf die Austria Wirtschaftsservice (AWS), die als Betriebswirt des Staates die Aufgabe hätte, solch heikle Unternehmensbewertungen vorzunehmen.
Doch statt auf heimische Kompetenzen zu setzen habe die ÖIAG sich lieber die US-Investmentbank JP Morgan zur Kursermittlung geholt, die gemeinsam mit der Erste Bank, die Transaktion begleitet. JP Morgan hat davon gesprochen, dass die Staatsholding 485 Mill. Euro kassieren wolle. Nach dem Börsekurs von 32,7 Euro (gestern mittag) ist das Paket mindestens 316 Mill. Euro wert. Der Privatisierungskurs für die Voest-Aktien werde nach dem Bookbuilding zwischen 34 und 35 Euro liegen. Newald warnt den Aufsichtsrat, zu diesem niedrigen Wert zu verkaufen: "Da wird der Mehrwert dem Käufer geschenkt." Seine Empfehlung an die ÖIAG-Verantwortlichen: "Sie sollen die Entscheidung an die Hauptversammlung delegieren, denn immerhin haften sie mit ihrem Vermögen."
Auch erinnert der Wirtschaftsprüfer an die Aussage von Finanzminister Grasser wonach die Voest "Kursphantasie" habe. "Grasser hat damit zugegeben, dass das Unternehmen mehr wert und der momentane Kurs viel zu niedrig ist."
Wichtigste Interessenten für die Voest ist die dem Land Oberösterreich nahe stehende Technologie- und Marketinggesellschaft (TMG), die Raiffeisenlandesbank OÖ (RLB) gemeinsam mit Hypo OÖ und OÖ Versicherung sowie Oberbank, Bawag und Wiener Städtische. Für Großinvestoren sind 17% für Kleinanleger 4% (1,6 Mill. Aktien) reserviert. Die Verträge, die Oberösterreich ein Vorkaufsrecht für die derzeit im Besitz von Oberbank und RLB OÖ befindlichen Aktien sind überschriftsreif, teilte Landeshauptmann Josef Pühringer gestern mit. Für den Fall, dass die Banken ihre Aktien loswerden wollen, werden sie diese dem Land zu marktüblichen Preisen verkaufen. Damit bliebe die Sperrminorität in der Hand des Landes. Es handle sich dabei keineswegs um eine "Re-Verstaatlichung". Diese Variante würde auch von Wirtschaftsprüfern akzeptiert.
http://www.voest.at .