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Voest auf Rekordkurs

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Überschuss stieg um 26 Prozent. | Drittes Rekordjahr in Folge angepeilt. | Wien. "Es geht uns weiterhin gut" - eher lapidar leitet Vorstandschef Wolfgang Eder die Halbjahresbilanzpräsentation der Voestalpine ein, um schließlich doch einzuräumen: "Ein solches Halbjahr hat es in der Geschichte des Konzerns noch nicht gegeben."


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Als fünftes Rekordhalbjahr in Folge brachten die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2006/07 (per Ende September) vor allem einen um 26 Prozent höheren Periodenüberschuss nach Steuern von knapp 330 Millionen Euro, der Umsatz legte nur um knapp 8 Prozent auf 3,515 Milliarden Euro zu. Im Gesamtjahr ist man auf gutem Weg zur dritten Rekordbilanz en suite, das operative Ergebnis sollte auf mehr als 800 Millionen steigen, meinte Eder. Die Nachfrage sei - so breit und quer durch alle Branchen wie kaum jemals in den letzten 30 Jahren - in allen Geschäftsbereichen "unverändert stark". Bis zum Sommer 2007 werde sich daran nichts ändern, ist Eder überzeugt. Ob die Voestalpine ihren Höhenflug auch 2007/08 fortsetzen kann? "Ich kann Ihnen nur versichern, wir werden nicht abstürzen - mehr wäre unseriös", so Eder.

Verarbeitungssparten überflügeln Stahl

Die Strategie, tiefer in die Fertigungskette zu gehen, lohne sich: Heuer sind die Divisonen Bahnsysteme und Profilform die großen "winner" beim Ertrag, auch die Division Automotive entwickle sich - trotz leichten Umsatzrückgangs - sehr gut. Insgesamt werden heuer die drei verarbeitenden Divisionen den Stahlbereich überflügeln und erstmals deutlich mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes einfahren.

Beim Autozulieferbereich steht übrigens in den kommenden Wochen eine größere Akquisition bevor: "Es ist eine Firma in Westeuropa mit 200 bis 250 Millionen Euro Jahresumsatz", mehr wolle er nicht sagen, so Eder.

Aber auch die Stahldivison soll wachsen: Wenn bis zum Sommer 2007 - und damit zwei Jahre früher als geplant - das zwei Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm "Linz 2010" abgeschlossen ist, beginnt die Arbeit am nächsten Investitionsschub: "L6" - das Kürzel steht für "sechs Mio. Tonnen Stahlproduktion in Linz". Bis 2012 oder 2015, wenn die Kokerei und die beiden kleineren Hochöfen das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, könnte mit neuen Anlagen der Ausstoß in Linz von derzeit 4,2 auf 6 Mio. Jahrestonnen Stahl hochgefahren werden.

Könnte - wenn es denn nicht zu einer Steigerung der Kohlendioxid-Abgaben kommt. "Wenn die Weichen nicht entsprechend gestellt werden, müssen wir einen Abzug der CO 2 -emittierenden Stahlproduktion aus Österreich - nach Osteuropa oder gar Brasilien - erwägen", sagte Eder. 2005 hat der Konzern laut Emissionshandelsregister noch mehr Gratis-Zertifikate zugeteilt bekommen, als er verbrauchte. Einer jährlichen Belastung von 16 Millionen Euro bis 2012 - "das ist kein Pappenstiel, das ist ein Monatsergebnis der ganzen Divison Stahl" - habe man im Sommer bereits zugestimmt - mehr sei nun keinesfalls drin. "Wenn die Vereinbarung mit den Ministern vom 14. Juli über den Zweiten Nationalen Allokationsplan (NAP II) nicht hält, dann sind Kokerei und Hochöfen in Österreich langfristig in Frage gestellt". Eders Appell an die Politik: "Wir können nicht vom Jodeln und den Lipizzanern leben - den Wohlstand und die Arbeitsplätze sichert die Industrie".