)
Überkapazitäten in Europa - laut Eder gibt es acht bis zehn Werke zu viel.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Europa ist mit Stahl geradezu überschwemmt. Voestalpine-Chef Wolfgang Eder, Präsident des europäischen Stahlverbandes Eurofer, sieht das so, aber auch die EU und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Europaweit werden pro Jahr durchschnittlich 210 Millionen Tonnen Stahl produziert. "Das sind um 40 bis 50 Millionen zu viel", sagt Eder. Bei der OECD ist sogar von 80 Millionen die Rede. Eder hält Strukturbereinigungen in der Branche jedenfalls für unumgänglich.
Denn mittlerweile nagen einige Stahlproduzenten buchstäblich am Hungertuch. Für sie wird es immer schwerer, profitabel zu wirtschaften, zumal das Überangebot an Stahl die Preise beständig nach unten drückt. "20 bis 25 Prozent der Kapazitäten", so Eder, müssten in den nächsten drei Jahren abgebaut werden. Konkret wären das acht bis zehn Stahlwerke, die man stilllegen müsste. Damit wären aber auch 80.000 bis 100.000 Jobs mit einem Schlag weg (aktuell arbeiten 360.000 Menschen im europäischen Stahlsektor).
Die EU hat sich der drängenden Probleme der Branche bereits angenommen. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" will Industriekommissar Antonio Tajani einen Aktionsplan für ein geordnetes Zurückfahren der Überkapazitäten am Dienstag vorlegen.
Voest sieht sich nicht bedroht
Für die Voestalpine sieht Eder keine Gefahr, sie sei heute mehr denn je darauf spezialisiert, Stahl zu wesentlich höherwertigen Produkten zu verarbeiten statt nur Stahl zu produzieren. "Uns geht es gut", so Eder am Mittwoch in der Bilanzpressekonferenz.
Trotz Konjunkturflaute hat die Voest im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende März) ihren operativen Gewinn (Ebit) um mehr als ein Fünftel auf 854 Millionen Euro ausgebaut. Dass der Umsatz um gut vier Prozent auf 11,5 Milliarden Euro schrumpfte, begründet Eder mit den rückläufigen Einkaufspreisen für Rohstoffe wie Erz, Kohle und Koks. Diese Preisvorteile habe der Konzern an seine Kunden weitergegeben.
Für 2013/14 rechnet Eder mit Umsätzen von 11,5 bis 12 Milliarden Euro und einem stabilen Ebit von 850 Millionen. Von den wichtigsten Kundenbranchen sei vor allem die Automobilindustrie unter Druck, während sich andere Bereiche wie Luftfahrt oder Bahninfrastruktur positiv entwickelten. Insgesamt sieht Eder die Konjunktur in Europa weiterhin durch die Schuldenkrise belastet - und den Aufschwung in China gebremst. Zudem sei unsicher, ob die Erholung in den USA nachhaltig ist.
Steuerverfahren eingeleitet
Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat indes ein Ermittlungsverfahren gegen den Stahlkonzern eingeleitet. Das bestätigte ein Sprecher dem "Standard" (Donnerstagausgabe). Der Umweltdachverband hatte ihn wegen des Verdachts auf Hinterziehung des gesetzlich vorgeschriebenen Altlastensanierungsbeitrags für LD-Schlacke im April angezeigt. Die vermutete Beitragshinterziehung wurde vom Umweltdachverband auf "mehr als 40 Millionen Euro" für die vergangenen fünf Jahre geschätzt.

)
)
)