Beim Privatisierungspoker um die voestalpine sind nun strategische Investoren wie Magna oder Thyssen Krupp vorerst aus dem Spiel. Finanzinvestoren, wie das Bieterkonsortium um RLB-OÖ-Chef Ludwig Scharinger, haben indes gute Chancen, die Partie für sich zu entscheiden, stellte Finanzminister Karl-Heinz Grasser am Donnerstag vor Journalisten klar. Er habe diesbezüglich in der letzten ÖIAG-Hauptversammlung am Freitag "aufgrund des Populismus von Gewerkschaften und Opposition den Privatisierungsauftrag nachjustieren müssen".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Auch die bevorstehenden Landtagswahlen in OÖ hätten das ihrige zur nicht ganz freiwilligen Privatisierungsauftragskorrektur beigetragen, so Grasser: "Wir wollten eine Politkampagne im Zuge der Wahlen vermeiden." Eine neuerliche Korrektur schloss er aus.
Die Vorgabe für den ÖIAG-Vorstand, der nun angeblich "Herr über das Verfahren" ist, lautet: Kein Verkauf der Voest an einen strategischen Investor, sondern nur an Finanzinvestoren mit heimischem Kernaktionär. Die Einheit des Stahlkonzerns muss gesichert und dessen Zentrale in Österreich bleiben. Tatsächlich hat jedoch nach einem Verkauf der Eigentümer freie Hand.
Die von der Gewerkschaft geforderte Arbeitsplatzgarantie verweist Grasser ins Reich der Planwirtschaft: "Die Forderung nach Versorgungssicherheit und Arbeitsplatzgarantie, das ist der Weg zurück in die Vergangenheit. Das hat mit Marktwirtschaft nichts zu tun."
Der Kampf der Giganten
Der Kampf der Giganten Frank Stronach gegen Ludwig Scharinger befindet sich nun in der heißen Phase. Magna-Chef Stronach richtet Scharinger per Inserat aus, dass Banken "Industriebetriebe selten erfolgreich geführt haben . . . und . . . selten machen sie sich Gedanken, was mit den Arbeitern passiert". Scharinger versteht die Aufregung nicht und kontert prompt: "Die voestalpine braucht einen stabilen Kernaktionär, der die Verantwortung in Oberösterreich trägt." Auch will Stronach die Abfuhr keineswegs hinnehmen. Wie das Nachrichtenmagazin "Format" berichtet, überlegt er, die Republik Österreich zu klagen, falls er nicht mitbieten darf. Obwohl Magna-Manager Siegfried Wolf im Aufsichtsrat des
voest-Verwalters ÖIAG sitzt, und für Magna auch noch extra das voest-Veräußerungsteam "Minerva" gegründet wurde, verlangt Stronach nun Einsicht in alle relevanten Daten.
Für die Grünen liegt in der Doppelfunktion Wolfs eine "unerträgliche Unvereinbarkeit, die unverzüglich mit dem Ausscheiden Wolfs aus dem ÖIAG-Aufsichtsrat beendet werden muss". Budgetsprecher Werner Kogler (G) will eine feindliche Übernahme durch den Magna-Konzern oder Thyssen Krupp nach wie vor nicht ausschließen. Der stv. FPÖ-Obmann Max Walch setzt sich dafür ein, dass die ÖIAG die Sperrminorität an der voest behalten soll, bis ein österreichischer Kernaktionär garantiert, dass es zu keiner Zerstückelung des Unternehmens kommt. VA-Tech-Investor Mirko Kovats dementierte, bei der voest einsteigen zu wollen.