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Voest gehören nun vier Fünftel

Von Karl Leban

Wirtschaft

Böhler-Übernahme kostete bisher knapp drei Milliarden Euro. | Voest-Boss Eder will auch restliche Anteile aufkaufen. | Linz/Wien. (kle) Längst ist die mehrheitliche Übernahme des börsenotierten Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm durch die Voestalpine gelaufen. In den vergangenen drei Monaten ging es für den Linzer Stahlriesen nur noch darum, wie nahe er seinem Ziel kommt, den einstigen Bruder aus alten Verstaatlichten-Zeiten ganz zu schlucken.


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Mit ihrem freiwilligen öffentlichen Übernahmeoffert an die Böhler-Streubesitzaktionäre hatten sich die Voestler Anfang Juni zunächst knapp, aber doch die Mehrheit gesichert (mit 54,6 Prozent). In der dreimonatigen Nachfrist zur Annahme des Angebots von 73 Euro pro Aktie - sie endete Donnerstagabend - konnte der heimische Großkonzern diese Mehrheit nun substanziell ausbauen: auf 79,2 Prozent. Von insgesamt 51 Millionen Böhler-Aktien hält die Voest damit 40,4 Millionen Stück, wie sie am Freitag mitteilte. Mit diesem Ergebnis zeigt sich Konzernboss Wolfgang Eder nach dem monatelangen Übernahme-Prozedere "hochzufrieden". Allerdings spitzt er auch auf die restlichen Anteile, um bei Böhler künftig das alleinige Durchgriffsrecht zu haben.

Voerst kein Abschied von der Wiener Börse

In welcher Form zugekauft werden soll, will Eder bis zur außerordentlichen Böhler-Hauptversammlung (20. September) fixieren. Einerseits wird erwogen, an der Börse in kleinen Schritten laufend zuzukaufen, und andererseits, zunächst einmal einfach abzuwarten. Grundsätzlich hat Eder, wie er zuletzt wiederholt betonte, keine Eile, Böhler von der Wiener Börse zu nehmen. Möglich ist das erst, wenn die Voest mehr als 90 Prozent der Anteile in ihren Besitz gebracht hat. Dann können die noch verbliebenen Minderheitsaktionäre über eine Zwangsabfindung im Rahmen eines Squeeze-Out-Verfahrens aus dem Unternehmen gedrängt werden.

Detail am Rande: Bis Juni 2008 wird die Voest weitere Aktien nur zu Kursen von bis zu 73 Euro (also in der maximalen Höhe des vorherigen Angebotspreises) erwerben. "Wir haben uns bei der Übernahmekommission selbst dazu verpflichtet", so ein Voest-Sprecher. Demzufolge müssten bei einem höheren Kaufpreis an alle früheren Böhler-Aktionäre, die das Übernahmeangebot angenommen haben, entsprechende Nachzahlungen geleistet werden.

Für die bis dato erworbenen fast 80 Prozent an Böhler haben die Voestler 2,9 Mrd. Euro flüssig gemacht, für das Gesamtpaket sind am Ende des Tages 3,7 Milliarden veranschlagt.

Finanzierung über

Kredite und Anleihen

Finanziert wird die bisher größte Übernahme in der österreichischen Industriegeschichte nicht über eine Kapitalerhöhung (was Eder ursprünglich geplant hat), sondern über zwei Anleihen und einen - von mehreren Banken syndizierten - Firmenkredit. Wann die Bonds begeben werden, wird im Vorstand gerade diskutiert. Zunächst waren sie für September geplant, doch wegen der Subprime-Krise kamen die Turbulenzen auf den Finanzmärkten dazwischen; wenn möglich, sollen die beiden Anleihen noch heuer aufgelegt werden.