Halbjahr beschert 20 Mio. Euro Verlust. | Schwarze Null für Gesamtjahr erwartet. | Wien. Personalabbau, Kurzarbeit und sogar temporäre Produktionsstillstände: Hätte die börsenotierte Voestalpine darauf verzichtet, die wilden Auswüchse der Krise mit einem Sparpaket abzufedern, wäre die Halbjahresbilanz (April bis September) mit tiefroten Zahlen gespickt gewesen. Da die Kosten aber um 230 Mio. Euro gedrosselt wurden, kam der heimische Stahlriese gerade noch mit einem blauen Auge davon.
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So blieb die Voest beim Ebit, dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern, in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2009/10 mit 46 Mio. Euro positiv, während es unter dem Strich, also netto, einen - im Vergleich zur Größe des Konzerns - kleinen Verlust von knapp 20 Mio. Euro setzte. Das sind zwar gewaltige Einbrüche gegenüber dem Rekord-Halbjahr 2008/09, es hätte aber auch viel schlimmer kommen können.
Für das Gesamtjahr rechnet Voest-General Wolfgang Eder mit einem Ebit in dreistelliger Millionenhöhe und mit einem zumindest ausgeglichenen Netto-Ergebnis. Was ihn für die Jahresprognose zuversichtlich stimmt: "Im zweiten Geschäftsquartal haben wir den Turnaround gesehen, alle Ergebniskennzahlen sind wieder positiv. Die Zeichen stehen - bei aller Vorsicht - wieder auf Wachstum und Gewinn." Allerdings: Noch unsicher ist für Eder zum einen die kurzfristige Stahlpreisentwicklung und zum anderen das bei den Kunden noch nicht absehbare Ausmaß der Werksstillstände über Weihnachten.
Talsohle durchschritten
Zur Gänze bewältigt werde die weltweite Krise erst in fünf Jahren sein. Ihren Höhepunkt sieht Eder mittlerweile aber überwunden, wie er am Donnerstag vor Journalisten erklärte. In China, Südostasien, Brasilien und den USA zeige sich bereits eine Nachfragebelebung, Europa sollte diesem Trend im nächsten Jahr folgen.
Für Eder ist ein weiterer Jobabbau - binnen Jahresfrist fielen beim Stammpersonal mehr als 3000 Stellen dem Sparstift zum Opfer - im Moment auch kein Thema mehr: "Über die bisherigen Maßnahmen hinaus gibt es für heuer und das erste Kalenderquartal 2010 keine zusätzlichen Erfordernisse." Neu eingestellt würden derzeit nur Leiharbeiter - die aber aus Vorsichtsgründen lediglich befristet.
Noch einmal nachjustieren will Eder sein Sparprogramm trotzdem, um künftig für den Aufschwung gerüstet zu sein. Im vollen Geschäftsjahr 2009/10 sollen die Kosten um 400 Mio. Euro sinken (wovon 60 Prozent nachhaltig sein sollen). Und in den nächsten zwei bis drei Jahren will Eder dann noch zusätzlich Kosteneinsparungen von mehr als 500 Mio. Euro draufsetzen - und das quer durch alle fünf Konzerndivisionen (Stahl, Bahnsysteme, Profile, Auto und Edelstahl/Böhler-Uddeholm). "Wir werden unsere gesamten Prozesse neu aufstellen und ändern - mit gleich vielen Mitarbeitern."
Keine Kapitalerhöhung
Mit einer Liquidität von fast 1,5 Mrd. Euro sieht sich die Voest "gut gepolstert", um damit nicht nur das laufende und das nächste, sondern auch das übernächste Jahr abdecken zu können. Da sei auch die eine oder andere Akquisition darstellbar, so Eder. "Wir denken nicht an eine Kapitalerhöhung."
Um bei den Banken leichter an Kredite heranzukommen, prüft die Voest nun aber auch in Deutschland eine staatliche Garantie. So wie in Österreich wären als Haftungsrahmen bis zu 300 Mio. Euro möglich. Mit dem Geld könnte die Voest laufende Investitionen an ihren zahlreichen deutschen Standorten (rund 5000 Mitarbeiter) finanzieren. "Derzeit ist aber noch offen, ob es 300 Millionen oder Null werden", so Finanzchef Robert Ottel.
Weiterhin auf Eis liegt indessen das mehrere Milliarden Euro schwere Projekt eines großen Stahlwerks am Schwarzen Meer. Eder: "Aus heutiger Sicht wäre es wegen des Marktumfelds Unfug, es jetzt anzugehen."
Zum Schluss noch ein Detail am Rande: Der jüngste Metallerabschluss in Österreich kostet die Voestalpine insgesamt 17 Mio. Euro. "Sie können sich vorstellen, dass uns weniger lieber gewesen wäre", so das knappe Statement Eders.