Rund 15 Prozent der Jobs fallen weg. | Kapfenberg. Der Edelstahlhersteller Böhler-Uddeholm streicht 280 der 1863 Stellen im Stammwerk Kapfenberg in der Obersteiermark. 120 Beschäftigte werden gekündigt, einige Dutzend Leiharbeiter abgebaut, dazu kommt der natürliche Abgang unter anderem durch Pensionen. Das sind die Personalopfer, die die Voest-Tochter nach Auslaufen der Kurzarbeit per Ende Jänner bringen muss.
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Die Behaltefrist nach der Kurzarbeit dauert noch bis Ende April. Dann steht den Gekündigten die Stahlstiftung zur Verfügung, wenn sie sich weiterqualifizieren oder beruflich neu orientieren wollen.
Böhler reduziert die Belegschaft in Kapfenberg um rund 15 Prozent. Gerüchteweise war zuletzt sogar von 600 Kündigungen die Rede gewesen. Das wurde Mitte Jänner aber während eines Werksbesuchs von Bundeskanzler Werner Faymann und Sozialminister Rudolf Hundstorfer dementiert.
Die Kurzarbeit für zwei Drittel der Beschäftigten in Kapfenberg wurde nicht verlängert, weil sich - so Böhler - "die wirtschaftliche Situation im Edelstahlgeschäft in den nächsten Quartalen äußerst schwierig darstellen wird".
Edelstahl in der Krise
Das sieht auch die Bogner Edelstahl GmbH so. "Wir haben noch keine Belebung, aber eine Stabilisierung auf tiefem Niveau seit den Einbrüchen um 15 bis 35 Prozent im vergangenen Sommer", meint Geschäftsführer Georg Bogner. Eine Belebung erwartet Bogner erst für 2011. Dass der Stand von 250 Mitarbeitern stabil gehalten werden kann, sei vor allem Verkaufsoffensiven in Osteuropa zu danken, wo noch gewisse Nachfrage herrsche.
Bogner lagert Edelstahl und liefert aus, schneidet zu und fräst für die Bereiche Formen und Werkzeugstahl, bearbeitet rostfreien Stahl für Bleche, Rohre, Bäder sowie Großküchen und baut Dächer und Fassaden aus Stahl.
Mitten in der Krise hat die - in der Obersteiermark ansässige - Breitenfeld AG ein neues Edelstahlwerk im September 2009 in Betrieb genommen und damit die Kapazität auf 300.000 Tonnen pro Jahr verdoppelt. "Diese Investition schafft neue Produkte, die unsere Position auf dem Markt stärken", argumentiert der neue Vorstandschef Franz Kailbauer, obwohl die gesamte Kapazität nur gut zur Hälfte genutzt werden kann. Bisher konnte die Firma nur 60-Tonnen-Blöcke herstellen, jetzt sind es auch 120-Tonnen-Blöcke. Kailbauer: "Ohne diese Investition ginge es uns wesentlich schlechter."
Der Krise begegnet Breitenfeld mit einer 4-Tage-Woche, am Wochenende wird der billigere Strom genützt. Überschüssigen Strom verkauft Kailbauer am freien Strommarkt und senkt so die Kosten. Zusätzlich werden Mitarbeiter vorübergehend gekündigt, allerdings mit der Zusage auf Wiedereinstellung, wenn ein anderer Kollege ebenso vorübergehend arbeitslos wird, sodass auf Dauer weniger Leute auf der Gehaltsliste stehen. So will Breitenfeld mit 370 Mitarbeitern ohne endgültige Kündigungen durch die Krise kommen.