Volle Kapazitätsauslastung, keine Kurzarbeit, Gewinnprognose bestätigt.
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Wien. Die robuste Nachfrage nach Spezialschienen und nach deutschen Luxusautos hilft der Voestalpine über schwache Geschäfte in Europa hinweg. Zwar sei der operative Gewinn (Ebit) im ersten Geschäftsquartal (per
30. 6.) um gut 27 Prozent auf 231 Millionen Euro eingebrochen, teilten die Linzer am Dienstag mit. An der Prognose, im Gesamtjahr - so wie zuletzt - einen operativen Gewinn von 900 Millionen Euro einzufahren, hält man aber fest. Die Anleger reagierten erleichtert, die Aktie schoss in Wien um gut fünf Prozent in die Höhe.
Die Strategie, sich vom traditionellen Stahlgeschäft mehr und mehr zu verabschieden, die schon von Konzernchef Wolfgang Eders Vorgängern eingeleitet worden war, zahlt sich mehr und mehr aus: In der Division Stahl brach der operative Gewinn um knapp die Hälfte auf 52 Millionen ein - das waren nur noch rund 20 Prozent des gesamten Konzernergebnisses. "Das wirtschaftliche Sentiment hat durch Staatsschuldenkrise, Eurokrise, Wachstumskrise und Überkapazitäten - ab Herbst noch verschärft durch den WTO-Beitritt Russlands - weiter gelitten", erklärte Eder. Die Kunden bestellten "zunehmend zögerlich".
In der Stahlindustrie spiegelt sich Europas Krise stark wider: Der weltgrößte Stahlhersteller ArcelorMittal erwartet für die zweite Jahreshälfte in Europa einen Rückgang der Stahlnachfrage von bis zu fünf Prozent, der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp schickt seit Anfang August fast 20.000 Beschäftigte in Kurzarbeit - voraussichtlich bis zum Ende des Jahres, denn auch der Branchenverband Eurofer erwartet eine Erholung der Nachfrage "frühestens" im 2. Quartal 2013.
Während die deutsche Industrie am Dienstag das größte Auftragsminus seit dem November des Vorjahres meldete - die Stahlbranche mit einem Minus von mehr als drei Prozent war erneut am schlechtesten dran -, hebt sich Voestalpine deutlich ab: "Aus heutiger Sicht ist eine Vollauslastung aller wesentlichen Produktionskapazitäten für die nächsten Monate gesichert. Die Frage einer Einführung von Kurzarbeit stellt sich daher nicht", sagte Eder.
Grund für den Optimismus der Österreicher ist die vergleichsweise gute Entwicklung jener Branchen, die ihnen ihre aus Stahl weiter verarbeiteten Spezialprodukte abnehmen - etwa Schienen und Weichen für Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken, Karosserieteile für Autos oder Röhren für Pipelines. Voestalpine habe zuletzt einige Aufträge aus den schnell wachsenden Schwellenländern für Spezialschienen "zu guten Preisen" abgearbeitet.
BMW boomt auch im Juli
Zudem sei die Nachfrage nach deutschen Luxusautos in den Schwellenländern weiterhin hoch, hieß es. Der Spezialstahl von Voestalpine kommt hauptsächlich in den Karosserien der Premium-Autos von BMW, Audi oder Daimler zum Einsatz - für Massenhersteller sind diese hochwertigen Produkte meist zu teuer.
Wolfgang Eder hatte am Dienstag neben der Kurstabelle der Wiener Börse noch eine zweite erfreuliche Lektüre: BMW gab - nach einem Rekord im ersten Halbjahr - auch den besten Juli aller Zeiten bekannt. Der weltweite Absatz der Münchner ist erstmals schon nach sieben Monaten auf mehr als eine Million Autos gestiegen.