Ergebnis stieg um ein Drittel, Gewinn um 40 Prozent. | Heuer Wachstum durch Zukäufe. | Wien. In alte Währung umgerechnet zergeht der Satz noch viel zarter auf der Zunge: Zehn Milliarden Schilling operatives Ergebnis hat die Voestalpine im Geschäftsjahr 2005/06 (per Ende März) erwirtschaftet. Die Linzer Stahlkocher, die betonen, nur mehr die Hälfte ihres Umsatzes mit der Stahlerzeugung zu machen, präsentierten am Donnerstag ihre dritte Rekordbilanz en suite - mit absoluten "all time highs" bei allen Kennzahlen aller Divisonen, noch über den Erwartungen der Analysten.
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Während der Umsatz um 12,5 Prozent auf 6,5 Mrd. Euro stieg, übertraf das - oben erwähnte - Ebit den Vorjahresrekord um gut ein Drittel und kletterte auf knapp 732 Mio. Euro - das Vierfache des Jahres 2004. Der Jahresüberschuss stieg sogar um mehr als 40 Prozent auf mehr als 525 Mio. Euro - also, noch einmal umgerechnet: Mehr als 7 Mrd. Schilling Gewinn.
Was machen Sie mit so viel Geld? ist daher auch die erste Frage an Vorstandschef Wolfgang Eder. Trotz gestiegener Investitionen in Höhe von mehr als 566 Mio. Euro konnte erstens der Schuldenstand des Konzerns auf knapp 377 Mio. Euro nahezu halbiert werden. Zweitens soll die Dividende inklusive Bonus von 2,10 auf 3,10 Euro angehoben werden - damit liegt die Rendite für die Aktionäre, wie versprochen, weiterhin deutlich über 4 Prozent.
Und drittens will man die auf gut 1,5 Mrd. Euro angewachsene Kriegskasse nun wieder verstärkt für Zukäufe nutzen. Schon "in den nächsten Tagen" sollte die Akquisition eines französischen Profilstahlherstellers mit 85 Mio. Euro Jahresumsatz und 200 Mitarbeitern unter Dach und Fach sein, danach will Divisionsvorstand Wolfgang Spreitzer in Brasilien zuschlagen. Auch die Divisionen "Automotiv" - "bei Karosserieteilen wollen wir in Europa zur Nummer 3 aufsteigen" - und "Bahnsysteme" haben Wachstum durch Zukäufe im Visier.
Donawitz: Bestmarge
Alle vier Divisionen der Voest konnten 2005/06 ihre operativen Margen erhöhen. Konzernchef Eder hob besonders die Bahnsysteme hervor: "Die haben ihr Ergebnis verdoppelt und bei der Marge die anderen erstmals übertroffen. Wenn ich daran denke, dass vor zehn, Jahren der Standort Donawitz todgeweiht schien...." Für das laufende Geschäftsjahr 2006/07 bleibt Eder trotz des anhaltenden Stahlbooms und die Aussicht, weitere Preiserhöhungen im zweistelligen Prozentbereich im Markt durchsetzen zu können, vorsichtig und prognostiziert lediglich vage "ein ähnlich gutes Ergebnis". Wachstum durch Akquisitionen werde es definitiv geben, "wir wissen aber nicht, wie sich die Gesamtkonjunktur entwickelt", sagte Eder mit Hinweis auf Zins- und Inflationsängste, die derzeit die internationalen Aktienmärkte erschüttern. Als Risken nannte er auch einen noch schwächer werdenden Dollar, allein der zuletzt auf das Vierfache gestiegene Preis des wichtigen Rohstoffs Zink könnte das Ergebnis mit bis zu 50 Mio. Euro belasten.
Von der Fusionswelle in der Branche erwartet man keine Bedrohung für die Unabhängigkeit der Voestalpine. Er habe in den vergangenen Wochen in Gesprächen mit seinen Kernaktionären den Eindruck gehabt, "dass dort nicht die geringste Absicht besteht, die voestalpine-Aktie gegen die eines anderen Stahlherstellers oder einer 'Heuschrecke' auszutauschen", sagte Eder. Die Konsolidierung der Branche würde im übrigen die Preise stabilisiern.
Mehr Mitarbeiteraktien
Nach dem Totalrückzug der ÖIAG befinden sich rund 46 Prozent der Voest-Aktien in privater österreichischer Hand. Mit 10,3 Prozent ist die Mitarbeiterstiftung der bereits zweitgrößte Aktionär. Noch heuer soll ein Rückkaufprogramm starten und damit unter anderem der Mitarbeiteranteil um 800.000 Stück auf 12,3 Prozent gesteigert werden. Der Verfall des Aktienkurses im internationalen Abwärtssog der letzten Wochen um gut 20 Prozent beunruhigt Eder nicht. Das sei eine "gesunde Korrektur", nach der "Bodenbildung" werde die Aktie wieder steigen. Denn: "Langfristig ist die Börse immer gerecht".